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Dauer: 2:37 Stunden (ohne Pausen)
Länge: 7,45 km
Höhenmeter überwunden: ↑ ↓ 170m
[www.komoot.de/tour/Traumschleife_Hasenkammer_09.10.2017/23864446]
Die Entscheidung
Montagmorgen ich sitze alleine zu Hause in meiner kleinen Wohnung. Claudia ist mit den Kindern unterwegs. Ich überlege was ich an diesem freien Tag machen könnte.
Zwei Optionen habe ich, den ganzen Tag in der Wohnung chillen oder wandern.
Wandern alleine, ich weiß nicht, zu Hause bleiben ist auch nicht das was ich will.
Na gut, ich versuche es.
Nun geht es drum wohin bzw. welchen Weg will ich wandern.
Da hilft mir das Buch „Unterwegs im Traumschleifenland Band 4„(*) von Günter Schmitt.
In der Auswahl stehen der Dünnbachpfad oder die Hasenkammer. Da ich nicht gerne alleine im dunklen Wald bin entschließe ich mich die Hasenkammer zu wandern, diese beginnt mit Streuobstwiesen. Naja und irgendwo soll es auch einen alten Steinbruch geben, also nicht dass dieser ausschlaggebend gewesen wäre. ;-)
Zweifel
Ich bin total aufgeregt, schaffe ich es wirklich so ganz alleine. Ich packe meinen Rucksack, Essen, Trinken Handy und natürlich Akkupack.
Diese Sicherheit brauche um überhaupt loszugehen, denn ohne Handy würde ich es nicht wagen.
Die Anfahrt
Ich bin im Auto, stelle mein Navi ein und los gehts. Mensch bin ich aufgeregt, schaffe ich es wirklich oder fahre ich direkt wieder zurück?
In Boppard-Herschwiesen auf dem Kirmesplatz angekommen, bin ich fast schon etwas stolz auf mich. Bis hierhin habe ich es schon mal geschafft.
Ok, Rucksack an und los geht es. Ein kleines gelbes Blümchen begrüßt mich am Wegesrand.
Mit meiner Kamera fällt es mir leichter, allein zu sein, das Fotografieren lenkt mich ab.
Nach ca. 2 Kilometer merke ich, dass ich vergessen habe, meine Wanderschuhe anzuziehen.
Na egal, ich geh nicht mehr zurück, sondern laufe mit den Halbschuhe weiter. Heißt es dann eben nach der Wanderung Schuhe putzen
Streuobstwiesen
Diese Streuobstwiesen faszinieren mich immer wieder, hier ist die Apfelernte voll im Gange.
Ich laufe munter weiter.
Irgendwann erreiche ich den Wald und bin immer noch zuversichtlich. Auf dem Weg zum Wald und auch im Wald befinden sich viele Schilder, die Wissenswertes erklären.
Da erzählt die Wurzel eines Kirschbaums über ihr Leben, dort wird die Niederwaldwirtschaft im Brodenbachtal erklärt und viel Interessantes mehr kannst du auf den Schildern erfahren.
Ich fotografiere immer mal wieder eine Aussicht, ein Blümchen oder… ach was ist das?
Kunstinstallation des Forums „Filzrausch“
Da hängt etwas im Wald. Ich schaue und lese, dass dies gefilzte Kunst ist.
Von verschiedenen Künstlern wurden hier z.B. Schmetterlinge und Drachen gefilzt, aus Merinowolle. Ich finde es schön, es ist eine Abwechslung der besonderen Art.
Der besagte Steinbruch war dann nicht so interessant, wie ich gehofft hatte. Na fotografiert habe ich ihn doch :-)
Ich gehe weiter, der Wald ist freundlich immer wieder entdecke ich Pilze oder Pflanzen.
Und dann, ich trete nach eine Weile aus dem Wald und sehe Obstbäume, ich freue mich. Dachte ich doch ich hätte es geschafft, alleine durch den Wald. Ja ein gutes Gefühl macht sich breit. Die Weite genießend ging ich meinen Weg an den Obstbäumen entlang.
Es sah so schön frei und frisch aus hier draußen. Und dann, bog dieser rechts ab. In den Wald!
Der dunkle Wald
Leichte Panik befiel mich, ich wollte nicht in diesen dunklen Wald. Jedoch der Weg führte dort lang, wo ich nicht hin wollte… in den Wald..
Und dieser war echt dunkel, jedenfalls für mich. Ich ging weiter, was sollte ich auch anderes tun. Während ich ging, versuchte ich mir den Wald schön zu denken.
Nein ich redete laut mit mir und den Bäumen.
Es ging über einen kleinen Bach, mit Claudia hätte ich dort verweilt und einige Bilder gemacht. Nun aber genügte eines und ich wanderte flott weiter, na irgendwie fühlte ich mich als wäre ich auf der Flucht, auf der Flucht vor dem Dunkel.
Der Wald war bestimmt schön, nur bemerkte ich es nun nicht mehr, ich suchte den Ausgang ich wollte nicht mehr.
Es dauerte noch mindesten eine Stunde, bis ich wieder draußen war und herrliche Wiesen sah. Ich ging weiter und hoffte, dass ich nicht mehr in einen Wald abbiegen musste.
Zum Glück ging es nun über Wiesenwege am Wald entlang. Der Weg führte Richtung Herschwiesen, wo sich mein Auto befand.
Fazit
Eigentlich sollt ich stolz auf mich sein. Aber ich war einfach nur froh das ich es geschafft hatte, oder sollte ich sagen das ich es hinter mir hatte.
Auch heute beim Schreiben habe ich ein beklemmendes Gefühl.
Die Traumschleife Hasenkammer ist abwechslungsreich, schön zu gehen, wenige Höhenmeter sind zu bewältigen. Die Aussichten sind herrlich und die Schilder unterwegs vermitteln viel Wissenswertes.
Hast du auch schon einmal solch ein Gefühl gehabt, als du allein unterwegs warst?
Impressionen
Weitere Informationen:
Die Traumschleife Hasenkammer auf den Seiten des Saar-Hunsrück-Steig
Hallo Anita,
deinen Bericht habe ich interessiert gelesen. Ich bin seit 2015 alleine unterwegs. Naja, nicht ganz alleine. Anfangs hatte ich meine Hündin Tisha dabei. Sie hat mir viel Mut und Zuversicht gegeben und ich bin ihr sehr dankbar, dass durch sie „alleine wandern“ für mich möglich wurde. Letztes Jahr ist sie ohne mich über die Regenbogenbrücke gewandert :-( Heute begleitet mich dafür Toshi. Trotz Hund überwältigen auch mich manchmal ganz mulmige Gefühle und ein kurzes Knacken von irgendeinem Tier treibt meinen Puls hoch. Und wenn ich dann noch in die Dämmerung komme…ohje. Die größte Sorge für mich ist: was ist wenn mir etwas passiert, ich z.B. stürze. In Lappland, so abgelegen das auch ist, weiss ich, ich habe Handyempfang. Im Schwarzwald, nah an Calw könnte ich nur laut schreien und hoffen, denn Handy funktioniert nicht. Mein Partner wird daher immer informiert, welche Strecke ich laufe, wie lange ich wahrscheinlich brauche.
Ich kann also vieles von deinem Bericht gut nachfühlen.
LG Andrea
Hallo Anita, ich habe zufällig deinen „Angstbericht“ gelesen. Ich wandere auch schon seit vielen Jahren alleine, seit 2016 auch als neuestes Hobby Mehrtagestouren mit Gepäck … Angst habe ich im Wald nur vor Wildschweinen, aber die sind mir zum Glück noch nicht begegnet. Was Aurora geschrieben hat, ist auch immer mein Argument, wenn mich jemand fragt, ob ich keine Angst alleine habe. Bis heute habe ich immer nur sehr nette Wanderer oder überhaupt keine Menschen auf meinen Touren getroffen. Nächste Woche gehe ich wieder auf Tour, falls du schauen möchtest: https://www.komoot.de/user/74237142603
Liebe Grüße Angela
Hallo Angela,
wie es scheint weißt du wenigstens wovor du Angst hast. Ich kann es noch nicht einmal sagen. Auf dieser Wanderung habe ich nicht einen Menschen getroffen und auch keine Tiere gesehen. Nichtsdestotrotz werde ich wenn es sich ergibt wieder alleine wandern. Naja wenn sein muss ;-)
Deinem Link werde ich gerne folgen, Danke.
LG Anita
interessante kleine tour, die du da beschreibst.ich kann übrigens auch deine angstgefühle verstehen, die sind völlig normal. selbst mich, der ich seit zig jahren viel und oft auch allein unterwegs bin, beschleichen solche bisweilen. ist wohl so eine urangst, die wir menschen noch aus urzeiten haben. damals war sie notwendig, um im angesicht der gefahr den fluchtreflex auszulösen. heute kommt uns diese urangst manchmal lästig vor. doch sie ist unser genetisches erbe und so ist es sinnvoll, uns zu ihr zu bekennen…
beste grüße von peter…
Vielen Dank Peter,
Auch wenn mir durch die Erklärung die Angst nicht genommen wird, so kann ich es mir wenigstens erklären. Werde es bestimmt irgendwann wieder probieren.
LG Anita
Liebe Anita,
ich wandere nun schon so lange alleine, ein paar JAhre mit Spike, der mir Sicherheit gab, wo ich sie bis dahin nie vermisst hatte.
Wenn ich bedenke, dass ich zuweilen unter Panikattacken leide, die aus dem Nichts und scheinbar unbegründet sind, dann verstehe ich meine eigene Neigung allein unterwegs zu sein so gar nicht.
Seit nun Spike nicht mehr mit geht, tauchen auch bei mir mehr Ängste auf. Knacken im Wald, dunkle Abschnitte, jedesmal eine Herausforderung. Ja, ich kann Dich gut verstehen.
Liebe Grüße und einen schönen Adventssonntag wünsche ich Dir
Elke
Liebe Elke,
ich danke dir für deine Worte. Es tut gut zu wissen, dass man mit diesen Gefühlen nicht alleine ist.
Liebe Grüße Anita
Liebe Anita,
als ich mich das erste Mal entschied, mich nicht abhängig zu machen vom Terminkalender meiner Freundin und alleine loszuziehen, hatte ich ganz ähnliche Gefühle, aber die sind mit jeder neuen Wanderung nehr und mehr verschwunden und mittlerweile genieße ich die Alleinwanderungen fast mehr als die zu zweit.
Manchmal hilft mir der Gedanke, dass ich mich frage, wovor ich eigentlich Angst habe und ob z.B. die Furcht vor dem dunklen Wald nicht eigentlich eine archaische, über unsere Ahnen tradierte Angst ist, weil der Wald früher Wohnort von Gesetzeslosen, Räubern und wilden Tieren war? Heute liegt der Fokus auf dem Wörtchen „war“.
Ich denke immer, dass jemand, der was im Schilde führt, blöd wäre, dafür in den einsamen Wald zu gehen, wo die Chancen, dass er ein Opfer findet, reichlich gering sind. Und andere Wanderer, die dasselbe Hobby haben wie ich, sind mir bisher allesamt sehr nett begegnet.
Aber auch ich habe immer mein Handy dabei und gebe in regelmaßigen Abständen Rückmeldung an jemand Verabredeten, wo ich gerade bin. Soviel zu meinem Sicherheitsbedürfnis.
Ich wünsche dir, dass du noch mehr Freude am Alleinwandern findest,
liebe Grüße
Aurora
http://aurorawillwandern.com
Liebe Aurora,
ich werde mir deine Worte auf die nächste Wanderung mitnehmen. Z.B. -der was im Schilde führt, blöd wäre, dafür in den einsamen Wald zu gehen- ich werde bestimmt irgendwann wieder alleine wandern, den nnur so kann ich es mir beweisen.
Liebe Grüße Anita