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Dieses Jahr fand der Grenzgänger zum 2. Mal statt. 24 Stunden wandern im Saarschleifenland, das wollten 120 Wanderer dieses Jahr erleben. Und auch wir versuchten uns, diese 24 Stunden-Wanderung zusammen durchzustehen. Im letzten Jahr hatte es bei diesem Event nahezu ununterbrochen geregnet, das sollte sich dieses Jahr hoffentlich ändern.
Geschichte
2016 fand dieses Wanderevent zum ersten Mal statt. Anna-Lena Koster schrieb ihre Bachelor-Arbeit über das Thema: „Organisation und Durchführung einer 24 Stunden-Wanderung“ und somit war der GRENZGÄNGER geboren. Fast 150 Wanderer fanden damals den Weg ins Saarland und trotzten den widrigen Wetterbedingungen. Treffpunkt war schon beim ersten Mal das Cloef-Atrium in Orscholz. Ein würdiger Start- und Zielpunkt. Das sollte auch dieses Jahr wieder so sein.
Der GRENZGÄNGER 2017
Am Morgen des 30. September ging es los. Die wanderwütigen Menschen sammelten sich vor dem Atrium, das Wetter war gut.
120 Wanderer wollten dieses Jahr die dieses Mal 84 Kilometer zurücklegen. Wie 2016 teilte sich die Strecke in eine Tages- und eine Nachtwanderung. Die erstere betrug 62 Kilometer, die Nachtstrecke dann nochmal 22 Kilometer. Wie viele es wohl schaffen würden, nach 84 Kilometern wieder anzukommen? Ob wir es dieses Mal schaffen? Machen die Beine mit? Waren die 4 Stunden Schlaf vorher wohl ausreichend? Fragen über Fragen…
Der „Startschuss“ erfolgte, es ging los. Anna-Lena Koster hatte uns vorher in ihrer Rede die Strecke näher gebracht, auf die Beschilderung und Besonderheiten aufmerksam gemacht und uns gutes Wetter gewünscht.
Die Tag-Etappe
Mit richtig guter Laune verließen die 120 Wanderer Orscholz. Durch den dortigen Kurpark ging es in den Orscholzer Wald. Wir wandern über unbefestigte Wege, durch einen schönen Wald, in dem zu sehen war, dass der Herbst in den Startlöchern steht und bald mit Macht alles bunt macht. Die Wolken haben wir wenig beachtet, es war mild bei 16 Grad, es ließ sich gut wandern. Schnell trafen wir auf Silvia und Jörg. Wanderbegeisterte, erstaunlich, dass wir sie vorher noch nie getroffen haben. Sie erzählen uns, was sie dieses Jahr schon alles gewandert sind, Silvia ist wirklich gut zu Fuß unterwegs. Sie stand kurz vor der 2000 Kilometer-Marke an diesem Tag. Wir plaudern über dies und das, hatten tolle Gesprächspartner gefunden.
Zum ersten Mal so richtig zum Staunen kommen wir an der Michelskapelle.
Von hier hatten wir einen wunderschönen Blick ins Saartal. Dieser Aussichtspunkt liegt nahe Taben-Rodt, nach etwa 7,5 Kilometer Wanderung erwartete uns hier ein tolles Frühstück. Beim Partyservice Erika Loch kehrten wir ein, und wir hatten während des Essens sogar tolle Musik. Pina Colada haben uns wirklich begeistert! Ruhige Töne, tolle Stimmen, das war genau das richtige.
Nach ein paar Minuten mit Kaffee und belegten Brötchen machten wir uns wieder auf den Weg, wir waren ja schließlich nicht zum Chillen da.
Wir traten vor die Tür – aber was war das denn? Es regnete.
Na, das hatten wir gar nicht erwartet, waren richtig baff.
Wir verlassen bei Regen den Ort Taben-Rodt und wandern in den Tabener Wald.
Kasteler Felsenpfad
Schöner Wald ist das – und dann eines der Highlights, die wir uns demnächst nochmal genauer betrachten. Wir laufen über die Traumschleife Kasteler Felsenpfad.
WOW! Hohe Felsen türmen sich vor uns auf, diese Traumschleife ist wahrlich traumhaft! Schaut mal:
Über uns liegt dann irgendwann die Klause Kastel, in den Fels gehauene Kammern und eine zweigeschossige Kapelle – wieder so ein Gebäude, wo eine unwahrscheinlich interessante Geschichte dahintersteckt.
Wir haben die Klause nur kurz aus dem Augenwinkel gesehen, es regnete stark und wir musste sehr aufpassen, wo wir hin treten. Es war rutschig und ging auf und ab. Ein kleines Stück weiter, an Kilometer 16,9 gab es die zweite Versorgungsstation. Es regnete unaufhörlich – und wenn wir nicht mehr in Bewegung waren, wurde es richtig frisch. Die Temperatur war gesunken auf 13 Grad, und dort unten wehte ein frischer Wind. Wir entschieden uns recht schnell zum Weitergehen, stärkten uns vorher kurz mit einem alkoholfreien Radler, einer Waffel, einer Banane und einem Obstriegel, machten ein Foto, das in die Regen-Wandergeschichte eingehen wird und liefen weiter.
Etwas später sind wir an der Mariengrotte, machen ein paar Fotos, verstauen die Smartphones wieder wasserfest und laufen weiter.
Wir passieren den Ort Kastel-Staadt und wandern weiter in Richtung Saarburg. Es geht über Felder und Wiesen, über Landwirtschaftswege (Asphalt mögen wir zwar nicht, aber ist unvermeidlich auf einer solchen Wanderung) und durch Wald. Wir kommen an den Kruterberg und haben eine schöne Sicht auf Saarburg, was unser nächstes Ziel ist. Wir haben von diesem Ort vorher noch gar nichts gehört.
Bergab geht es nach Saarburg, wir kommen an der imposanten St.Laurentius Kirche vorbei und sehen dann das Highlight der Stadt. Die Leuk, die kurze Zeit später in die Saar mündet, verläuft mitten durch die Innenstadt. Mit einem Wasserfall, den Brücken über die Leuk, den alten Gebäuden und dem Amüseum, dem städtischen Museum für Handwerkskünste und Zünfte, Tier-Skulpturen und etlichen Cafés lädt dieser Ort die Touristen sehr sympathisch zum Verweilen ein. Wir hätten uns das trotz Regen auch gern noch näher betrachtet, aber ihr wisst ja. An diesem Tag: kein Sightseeing. Ein paar Fotos entstanden trotzdem, ihr kennt uns ja.
Nach der kurzen Foto-Pause ging es die Weinberge hinauf. Dort oben gab es die nächste Versorgungsstation.
Bis dahin galt es allerdings Treppen zu steigen in die sehr bekannte Weinlage „Saarburger Rausch„. Fiel uns nicht richtig schwer, gingen wir doch mit einem gleichmäßigen schritt die Anstiege hinauf. So langsam ist echt zu merken, dass wir gut trainiert sind, anders als noch vor zwei Jahren…
Oben angekommen ging es noch ein paar hundert Meter weiter bis zum nächsten kurzen Stop. Hier gab es neben den üblichen Snacks und Getränken auch Wein. Für uns ist das nichts, Alkohol während einer so langen Wanderung, aber eine „wenzigen Schlock“ nahmen wir dann doch.
Auch hier stand wieder ein Auto des DRK bereit, falls jemand eine medizinische Versorgung gebraucht hätte. Nun genossen wir die Sicht auf Saarburg von der anderen Seite als grad eben noch bei dem Pferd. Schaut mal:
Wieder rasten wir nur kurz, wir sind zu nass, um lange rumzusitzen. Es geht an einer großen Ferienanlage vorbei, es ist wahrlich sehr schön hier oben, da kann ich mir auch einen Urlaub vorstellen. Eine Greifvogelstation gibt es hier und eine Seilbahn. Eine Seilbahn? Hätten wir das vorher gewusst…. :-D
Mannebach 111
Ja, unser Weg führt uns wieder abwechslungsreich durch tolle Natur, es folgt die nächste Traumschleife. Sie heißt „Mannebach 111„, warum? Das dürfte fast klar sein, sie ist die 111. Traumschleife im Traumschleifenland Saar-Hunsrück. Wir wandern auf 8 Kilometer von dieser und landen nach nun knapp 34 Kilometern in Mannebach selbst. Und dort auf dem Mannebacher Käsemarkt. Wir fühlten uns sehr willkommen, ein Blasorchester spielte und das Schild links hinter ihnen fanden wir total nett.
Es gab Kartoffelsuppe mit Würstchen, Streuselkuchen, frisch gepressten Apfelsaft und die üblichen Getränke. Und es gab eine Möglichkeit, sich umzuziehen. Das taten wir auch und fühlten uns gleich wohler. Trockene Sachen sind Gold wert! Wir gönnten uns hier tatsächlich eine etwas längere Pause, genossen die Suppe und Anita zog sich eine Bandage an ihr Knie, wegen dem sie im August bei der 24h Trophy in Wernigerode hat aufgeben müssen.
Sicherheitshalber tapten wir das Zweite und so ging es weiter zurück auf die Strecke. Der Weg führt durch Wälder und an Waldrändern entlang. Der Regen störte uns gar nicht mehr, aber die aufgeweichten Wege. Anita rutschte zweimal richtig böse weg, musste sich mit dem Knie abfangen, um nicht ganz im Matsch zu landen.
Auch nicht so ganz toll: wir verlaufen uns. Das passiert immer dann, wenn frau(Anita) auf Pilze und sonstige am Boden lebende oder nicht lebende Dinge achtet und eben nicht auf die Schilder. Naja. Den Anstieg, den wir zusätzlich liefen, um ihn dann wieder bergab zu laufen, war auch schön. Schotter. Wir lieben Schotter… :-/
Sonne am Kolmet
Der eigentliche Weg ging den schönen Wald hinauf…
Am Aussichtspunkt Kolmet erhaschen wir fast zum ersten Mal an diesem Tag einen Sonnenstrahl. Hier oben ist es schön, eine Streuobstwiese, ein kleiner Obstladen auf Vertrauensbasis, eine Sinnesbank und dieser Sonnenstrahl am Himmel. Wir freuen uns an dem Anblick.
Unser Weg führt uns über Kümmern bis nach Fisch. Der Ort Fisch hat übrigens nichts mit dem im Wasser lebenden Fisch zu tun, sondern ist laut Wikipedia eine Ableitung von vischus, was aus dem lateinischen Wort „aedificium“ (Gehöft) hervorging.
Hier in Fisch gibt es einen schönen Garten, wo nun unsere nächste Versorgungsstation lag. Bei Kilometer 42,5 durften wir uns hier im Lebensfluss nochmal mit Riegeln, Obst und Getränken stärken.
Dieser Lebensfluss ist interessant. In einem kleinen Bach werden die Lebensstationen des Menschen nachvollzogen, von der Geburt bis zum Tod geht es, natürlich symbolisch. Leider haben wir natürlich auch hier nicht die Zeit, uns dieses Kunstwerk länger zu betrachten. Auch merken wir, dass die Dunkelheit kommt. Es ist mittlerweile etwas nach 19 Uhr und wir habe einfach schon Herbst. Da geht das dann ganz fix. Wir wandern wieder los, sehen den Mond, gehen in den Wald und zack! Dunkel!
Das Aus
Es ist zum Teil ein kontrolliertes Rutschen, was wir veranstalten.
Es ist anstrengend.
Und es ist Gift für Kniee.
Der weiche rutschige Waldboden geht noch, aber als wir auf dem Jakobsweg dann nach dem Passieren von Körrig eine lange Passage auf Asphalt laufen, werden die Schmerzen in Anitas Knie immer schlimmer. Wir gelangen gerade noch in die Pilgerherberge in Merzkirchen – dann geht nichts mehr.
Wir werden freundlich empfangen, setzen uns an die liebevoll dekorierten Tische, bekommen unsere Flammkuchen, die hier jeder je nach Geschmack frisch hergestellt bekommt, denken kurz nach und uns wird klar:
Das wars.
Wir werden beide nicht weiter gehen.
Anita hat Schmerzen und kann nicht weiter, ich werde im Dunklen nicht allein weiter laufen.
Nach 49,4 Kilometern ist bei diesem Grenzgänger Schluss für uns. Laufzeit etwa 10 Stunden, im Endeffekt nicht schlecht.
Ja, wir haben es wieder nicht geschafft, gemeinsam durch ein 24h-Wanderung-Ziel zu gehen.
Wir werden es wieder versuchen!
Der Empfang im Cloef-Atrium war lieb.
Wir haben uns zu den Pausierern gesetzt und Mut zugesprochen, die Nacht-Etappe in Angriff zu nehmen. Es fanden sich klein Grüppchen zusammen, denn allein wollte die folgenden 22 Kilometer niemand mehr gehen.
Noch in der Nacht verabschiedeten wir uns aus Orscholz und fuhren heim.
Statistik
Starter: 120
es absolvierten die Tag-Etappe: 63
es absolvierten die Nacht-Etappe: 14
Herzlichen Glückwunsch an euch!
Fazit
Wie ihr seht, haben viele die Nacht-Etappe nicht mehr in Angriff genommen. Gründe dafür war gewiss das bescheidene Wetter den ganzen Tag über. An der Strecke und Versorgung lag es gewiss nicht.
Die Organisatoren haben sehr gute Arbeit geleistet, die Beschilderung war richtig gut, und unser Verlaufen war unsere eigene Schuld.
Am Wetter kann auch leider niemand etwas ändern. Dass nun im zweiten Jahr zum zweiten Mal solche ein wanderunfreundliches Wetter herrscht ist wirklich mehr als unglücklich.
Beim nächsten Mal wird es besser, das wäre doch gelacht!
Unser youtube-Video
Weiterführende Links
Grenzgänger, DAS 24h Wanderevent im Saarschleifenland
Weitere Impressionen
Ihr Lieben,
wir sind Stolz auf Euch und 50 km ist eine wahnsinnige Leistung. Wenn man dann noch das Wetter dazu nimmt. Ihr seid die BESTEN!!!!!
Euer Fifty Five Team
Wow, ihr beiden. Respekt vor dieser Strecke!!!