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In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es im Hunsrück eine erstaunlich friedliche Bewegung. Die Friedensbewegung.
Grund für den damals friedlichen Aufstand war die Tatsache, dass hier ganz in der Nähe, auf dem Gelände der Pydna (jetziges Nature One-Gelände) wieder Raketen mit atomaren Sprengköpfen stationiert werden sollten.
Die Geschichte
Bis 1981 waren solche auf dem Gelände untergebracht. Die U.S.-Army hatte 1967 das Gelände der Pydna bezogen und eben solche Raketen mit atomaren Gefechtsköpfen ausgestattet dort. Bis 1981. Dann verließen sie mitsamt der Raketen das Gelände.
Aber sie sollten wieder kommen . 1979 wurde durch den Nato-Doppelbeschluss festgelegt, dass 96 abschussbereite Cruise Missiles, ausgestattet mit Atomsprengköpfen, auf dem Gelände der Pydna gelagert werden. Die günstige Lage in der Nähe zum Militärflugplatz Hahn, die Tatsache, dass hier schon einmal solche Raketen gelagert waren und die günstigen Besitzverhältnisse (Eigentum des Landes) ließen die Wahl auf die Pydna fallen.
Die Planung ohne das Volk gemacht
1984 wurde mit dem Bau der Bunkeranlagen begonnen. Das Volk wusste davon weitestgehend nichts. Auch auf dem nahe gelegenen Goßberg wurde zeitgleich eine rund 30 Meter tiefe Bunkeranlage gebaut.
Die Bürger erreichten durch Eingaben beim Verteidigungsministerium eine Verzögerung der Stationierung. Aufhalten konnten sie jedoch die Plände dadurch nicht.
Die Cruise Missiles hatten eine Reichweite von rund 2500 Kilometern. Aus Angst, sie könnten im „Kalten Krieg“ gegen die Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts eingesetzt werden, formierte sich eine Friedensbwegung. Allen voran damals der evangelische Pfarrer Karl-August von Dahl. Ab Mai 1985 gab es eine Dauermahnwache an der Hunsrückhöhenstraße/Abfahrt Pydna.
„Hier wird Krieg vorbereitet“
… so die Aufschrift auf dem Plakat. Täglich eineinhalb Stunden wurde friedlich demonsriert. Es gab Friedensgebete.
Dann brökelte auch die Unterstützung aus den Nachbargemeinden. Der damalige Hasselbacher Bürgermeister Hartmut Pomrehn stimmte gegen die Bauarbeiten, die Gemeinde Spesenroth verweigerte die Wiedereröffnung eines Steinbruchs.
Ein interessantes Video zu den Friedensgebeten, gefunden auf YouTube. Damals wurde dies im ZDF ausgestrahlt, Titel: „Wenn die Raketen kommen“, 1986
Und es wurde eine sehr große Demonstration vorbereitet. Es sollte die größte Kundgebung werden, die der Hunsrück je gesehen hat. Auf dem Gelände des Beller Markts fand sie am 11. Oktober 1986 statt.
Rund 200.000 Menschen protestierten friedlich gegen die Stationierung der Atom-Raketen im Hunsrück. Sogar Udo Lindenberg und Hannes Wader waren da.
In der Hunsrücker Erklärung wurde zu Ende der Kundgebung eine Umkehr der Sicherheitspolitik gefordert.
Ein weiteres YouTube-Video zeigt etwas davon:
Und als Zeichen, für alle sichtbar, entstand 1986 auch dieses:
Die Raketenkuh.
Eine Scheune bei Bell an der Straße wurde von der „Düsseldorfer Wandmalgruppe“ kunstvoll und aussagekräftig bemalt. Eine Kuh – sie stellt den ländlichen Raum im Hunsrück dar – hat eine Rakete auf die Hörner genommen. Sie soll den Widerstad der Hunsrücker gegen die Lagerung der Atomraketen zeigen. Sie wurde mittlerweile mehrmals restauriert und hat erst im vorletzten Jahr wieder neue Farbe bekommen.
Es soll nicht vergessen werden, was hier damals los war. Nicht nur auf einer Seite ist die Scheune bemalt, auf allen vier Seiten wird gemahnt…
Weiterhin wurde damals der Friedensacker errichtet. Auf diesem standen 96 Holzkreuze. Je ein Kreuz für eine Rakete. Übrig sind davon noch 3.
Das Ende der Raketen
Im INF-Vertrag einigten sich Reagen und Gorbatschow 1987 darauf, alle europäischen Mittelstreckenraketen zu verschrotten. Ende der 1980er Jahre wurde die Pydna aufgegeben, die Abrüstung und die Entspannung im Kalten Krieg führten dazu.
Gut so!
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