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Schon zwei Tage vorher fuhren wir an die schöne Ostsee und freuten uns sehr auf unsere erste Wanderung im flachen Land, dem Marsch zum Meer.
Oliver Zunk, der Organisator hatte uns schon vorher viel Tolles von diesem, seinem Event erzählt. In unserem Vorbericht haben wir davon berichtet – hier könnt ihr diesen noch einmal nachlesen.
Nun war es also soweit, es war Samstag Morgen, und alle Wander-Begeisterten fanden sich an der Strandperle in Schacht-Audorf ein. Wir waren verabredet mit Alex und Tarrijok, Rene und Eddy, die wir alle letztes Jahr bei unserer ersten 24h Trophy in Wernigerode kennengelernt hatten (Sabine konnte leider nicht mitkommen, da sie eine fiese Sommergrippe quälte). Gemeinsam wollten wir diese Strecke von 55 Kilometern packen. Ob das wohl so funktionierte?
Es geht los
Um 8:08 war die Startzeit, ein wenig später stellte sich Oliver auf einen Anhänger und redete zu den nun anwesenden Helden und Rebellen. Die Helden hatten sich vorgenommen, 55 Kilometer zu wandern, die Rebellen wollten 27,5 Kilometer gehen. Das Wetter war klasse, am Morgen auch noch recht aushaltbar.
Die Ansprache von Oliver brachte vermutlich jeden zum Nachdenken.
Er stellte kurz das Team Doppelpass vor, denn der Erlös ging an diesen Verein für krebskranke Kinder. Und er gab uns etwas mit auf den Weg:
„Denkt immer dran, bevor ihr aufgebt, geht weiter!“
Das würde an diesem Tag noch nachwirken…
Der Musikkorps Rendsburg ging nach dem „Startschuss“ voran, alle Wanderer folgten. Zu Beginn sind solche Pulks ja immer recht groß, aber das relativiert sich spätestens an der ersten Versorgungsstation.
Wir 5 und Tarrijok, unser allerliebster Mitwander-Hund machten uns also auf den Weg. Rene und Eddy gingen mit großen Schritten voran, Alex mit Tarrijok ging mal bei uns, mal bei den Jungs.
Unser Schnitt war richtig gut, mehr als 6 Kilometer in der Stunde gingen wir. Wir hielten gut mit, das Wetter war fantastisch, zu diesem Zeitpunkt war es noch aushaltbar und es ging eine leichte Brise.
Nach etwa 6 Kilometern waren wir am Nord-Ostsee-Kanal angekommen und dieser sollte uns heute noch ein bisschen länger begleiten. Etwa 8 Kilometer gingen wir an ihm entlang – auf dem Hinweg ging das alles auch noch richtig gut.
Die Kilometer flogen nur so dahin. Wir hatten viel zu erzählen, mit unseren lieben Freunden Eddy, Alex und Rene wird es auch nie langweilig. Letztes Jahr hatten wir uns wie schon geschrieben bei der 24h Trophy kennengelernt und es freut uns sehr, dass wir es nun geschafft haben, uns wiederzusehen. Wir glauben, solche Extremwanderungen schweißen zusammen. Es ist eine ganz besondere Situation, einer ist für den anderen da, jeder achtet auf den anderen, die meisten sind total hilfsbereit und freuen sich einfach, dabei zu sein.
Fährüberfahrt und ESSEN :-D
Nach etwa 14 Kilometern kommen wir an der Fähre in Sehestedt an und setzen zusammen mit vielen anderen Wanderern über. Am anderen Ufer wartete die erste Versorgungsstation auf uns.
Die Versorgungsstation befand sich auf einem BERG! Normal gibt es die hier ja gar nicht so richtig, aber fürs Essen und Trinken mussten wir tatsächlich hinauf gehen. Nachdem wir das gepackt hatten, erwarteten uns leckerer Kuchen und gute kühle Getränke. Die Jugendfeuerwehr Schacht Audorf war da und rettete viele hungrige und durstige Wanderer. Für die Rebellentour war hier der Wendepunkt, sie gingen danach wieder zurück.
Ab nun gehts zum Meer
Nach einer kurzen leckeren Pause ging es für uns weiter – wir wollten zum Meer. Dazu waren wir ja auch da. Die Jungs machten weiter Tempo, unsere Geschwindigkeit wurde nicht langsamer.
Wir gingen weitere 2 Kilometer am Kanal entlang, dieses Mal auf der anderen Seite. Es bewölkte sich und wir genossen die Schatten-Phasen sehr. Wiedermal waren wir super froh mit unserem Trinksystem. Wir haben keine Trinkblase, sondern ein solches System, das wir auf handelsübliche PET-Flaschen aufschrauben können. Diese Schlucke während des Gehens aus dem Schlauch sind für uns unersetzlich. Ich benötige eh viel Wasser – und so bekomme ich es. Anita trinkt von Haus aus zu wenig, mit dem System nicht mehr. Also schlagen wir viele Fliegen mit zwei Trinksystemen…
Nach etwa 17 Kilometern gehen wir nach links in einen Wald. Der Wald ist schön. Gemischt und irgendwie anders. Wir genießen jegliche Wälder, durch die wir gehen dürfen. So auch diesen.
Nach einem Kilometer kommen wir wieder auf offenere Felder und Wiesen, nach etwa 22 Kilometer gelangen wir nach Holtsee. Die hier ansässige Käserei, 1938 gegründet, lässt uns ihren Käse probieren, eine tolle Sache. Diese Käserei setzt auf Handarbeit und das schmeckten wir. Hier wird drauf geachtet, dass nur wertvolle Rohstoffe verarbeitet werden – wir glauben, das ist ein echter Geheimtipp. Wenn wir nochmal da oben sind, werden wir uns diesem Käse nochmal widmen…
Unterwegs haben wir viel Spaß, es passt einfach. So mussten wir beispielsweise unbedingt Alex mit Tarrijok fotografieren. Sie haben sich gewiss wie Stars gefühlt, schaut mal:
Da ist doch was komisch?
Unser Weg führte uns von Holtsee nun schnurstracks zur Ostsee.
Dachten wir.
Aber es erstreckte sich doch über noch ein paar Kilometer. Die Ankündigungen auf den Streckenschildern erschienen, als ob das Meer direkt hinter der nächsten Biegung wäre. War es aber nicht. Und dann war da auch noch etwas anderes.
Mein linker Fuß fühlte sich an der Sohle merkwürdig an. Brannte, tat weh. Hm, ich ignorierte dieses erste Anzeichen ganz bravorös. Was sollte ich auch tun?
Da war es, das Meer!
Endlich waren wir nach 31 Kilometern an der Ostsee in Eckernförde angelangt. Wir machten eine Pause. Die hatten wir uns auch verdient.
Wir waren schon etwas kaputt, das Wetter forderte uns sehr. Es war heiß, Schatten oft Mangelware – und mein Fuß?
Der tat richtig weh. Eine Sichtkontrolle brachte wenig Aufschluss. Es könnte Druck sein, der die Schmerzen verursachte. Eigentlich war da der Gedanke, den ich auch aussprach:
Ich gehe ab hier nicht mehr weiter.
Das wurde aber nicht einfach so akzeptiert. Zu Recht. Ich hätte es bei einem von unseren Freunden auch versucht, dass er oder sie weiter geht. Es war nichts Bedrohliches, nur eine Druckstelle vermutlich.
Alle fanden nette Worte aber überließen mir die Entscheidung. Nach ein paar Minuten Pause und Hoffen der anderen 4 fiel die Entscheidung: Ich gehe wieder mit zurück.
Ich spürte das Aufatmen in der Gruppe, es war ihnen scheinbar wichtig, dass ich weiter dabei bin. Das tat gut.
Wir gingen nicht einfach den gleichen Weg wieder zurück, es gibt am Rand von Eckernförde einen tollen Wald, durch den geführt wurden.
Der Rückweg gestaltete sich etwas langsamer, die Jungs hatten bis zum Meer das Tempo angegeben, was gut war, nun lag die Tempo-Gestaltung bei uns Mädels. Und natürlich wurde es nicht nur dadurch etwas langsamer. Ich ging meistens hinten, die vier sollten sich durch mein Humpeln nicht so schlecht fühlen ;-)
Tarrijok bekam Schuhe an, denn der Asphalt war wirklich heiß. Wir merken das in unseren dicken Schuhen nicht, aber die Vierbeiner schon. Auch das T-Shirt war großartig gewählt. Beim ersten Hinsehen könnte man denken: warum bei einer solchen Wärme noch ein Shirt?
Antwort: Das schwarze Fell ist abgedeckt und wenn das Shirt nass gemacht wird, kann der liebe Tarrijok es nicht einfach abschütteln wie aus dem Fell. Fazit: es kühlt ihn. Ein erprobtes und gutes System.
Strapazen
Der Rückweg war wahrlich strapaziös. Es war unglaublich heiß, vor allem später am Kanal. Die Sonne brannte gnadenlos auf uns herab.
Und dann war da diese Brücke. Wir sahen sie, aber sie kam nicht näher. Sie weigerte sich quasi. Nahe Rendsburg steht sie, diese zweitlängste Stahlbrücke Deutschlands. Die Radar-Hochbrücke. Und sie kam einfach nicht näher. Wir liefen ewig und noch länger, ehe sie da war.
Und das ging wohl nicht nur uns so. Vermutlich hatte die Sonne unser Gehirn schon beeinflusst…
Geschafft!
Wir kamen an der Strandperle wieder an.
Wir liefen durch das Ziel und hielten uns dabei an den Händen.
Ja, auch ich lief, Augen zu und durch…
Es war uns ein Triumph, gemeinsam durch das Zieltor zu laufen.
Oliver begrüßte JEDEN Einzelnen im Ziel! Das ließ er sich nicht nehmen. Ein jeder wurde geherzt und gedrückt. Wow! Das war unglaublich!
Und wir 5?
Waren so stolz auf uns!
Fazit
Der Marsch zum Meer ist besonders. Das flache Land hat es in sich, es ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Unsere Grenzen wurden wieder getestet, aber wir haben sie nicht erreicht. Die Hitze und der Weg waren für uns im Endeffekt eine tolle Herausforderung. Durch die Schmerzen bei mir war es manchmal schon grenzwertig, aber durch das gute Zureden und die Rücksichtnahme der anderen war es zu schaffen.
Ein Event, wie wir es noch nicht erlebt haben. Alle Helfer waren fantastisch und versorgten uns grandios. Der Organisator Oliver Zunk – ein toller Kerl! Selbstlos steht er da und versucht das Optimum herauszuholen, motivierend mit einer erfrischenden Herzlichkeit.
Wir bedanken uns recht herzlich bei allen helfenden Händen, bei Oliver und seinem Team und bei unseren 3 Freunden und Tarrijok für diesen wundervollen Tag. Wir hoffen sehr, dass wir uns spätestens nächstes Jahr, am 22.06.2019 hier beim 3. Marsch zum Meer wieder sehen! Und dann bitte mit Sabine – wir haben dich vermisst.
An diesen 2. Marsch zum Meer 2018 werden wir uns noch lange erinnern!
P.S.:
Unter meiner Fußsohle war eine richtig große Blase, den ganzen Hacken ausfüllend. Das Laufen fiel mir 3 Tage richtig schwer. Auch noch jetzt, 25 Tage danach ist die Haut nicht wieder richtig hergestellt…
Weitere Eindrücke
Weitere Informationen
Marsch zum Meer – die offizielle Seite
tolle leistung, bravo. bin mir nicht sicher, ob ich das geschafft hätte. momentan ist bei mir nach 30 km feierabend…
Dankeschön Peter, die Krönung kam letztens mit dem Grenzgänger.
Über 80 Kilometer, schau mal in den Bericht. Schon verrückt, was so machbar ist. Vieles ist Kopfsache…
Liebe Grüße in deine schöne Ecke :-)