Das erste mal, dass wir einen Beitrag für eine Blogparade schreiben, aber das Thema Heimatliebe, das hat uns gepackt. Am Ende dieses Beitrages seht ihr die Karte aller Heimatliebe-Beiträge, die während der Blogparade geschrieben wurden. Schaut mal rein, vielleicht ist auch eure Stadt dabei. Veranstaltet wird diese Blogaparade von Janett von teilzeitreisender.de. Danke für das super Thema!
Nun aber zum Thema… Heimatliebe.
Es ist schon nicht ganz leicht, die Heimat zu verlassen, aber Ausbildung und Job ließen es einfach nicht anders zu. Nun denn, aus Wernigerode wurde Clausthal-Zellerfeld, 6 Jahre später hieß meine Wahlheimat Freren im Emsland und weitere 3 Jahre später ging es in den Hunsrück.
Aber Heimat bleibt Heimat – und die heißt Wernigerode. Und es ist in meinen Augen eine Stadt, auf die ich sehr stolz sein kann. Sie ist wunderschön, schon lange vor der Wendezeit war sie die „Bunte Stadt am Harz“. Von hieraus kann man den ganzen Harz erkunden, mit der Harzquerbahn oder zu Fuß, mit dem Auto oder für ganz Fitte: mit dem Fahrrad. Auch für Motorradfahrer ist Wernigerode ein wunderbarer Startpunkt für eine Harz-Tour.
Ich erinnere mich gerade an meine Schulzeit in der Wilhelm-Raabe-Schule, wir hatten dort einmal im Heimatkunde-Unterricht die Aufgabe, einen Stadtplan zu malen. Ich weiß, dass ich mir damals, es war in der 4. Klasse, die Stadt genau betrachtete mit all ihren interessanten Punkten und ich übertrug sie auf den Stadtplan, schnitt kleine Bilder aus Postkarten und Prospekten aus und verzierte so meinen Stadtplan. Ich war so unendlich stolz auf ihn – und ich habe eine Menge gelernt. Die Form der Stadt mit ihrer Stadtmauer und den Wehrtürmen, dem Schloss, den Kirchen, dem Rathaus und all den schönen Gassen.
Leider ist der Stadtplan von damals verschollen, aber die Schönheit dieser Stadt ist geblieben und meine Liebe für sie ebenso.
Nun denn, heutzutage geht es ab und zu in den Urlaub in die schönste Stadt am Harz. Anita war noch nie vorher hier und somit musste sie erstmal die „normalen“ Sehenswürdigkeiten kennen lernen. Gleich am ersten Abend unserer Harz-Woche durften wir durch die wunderschöne Innenstadt laufen. Auf der Suche nach etwas zu essen – wir waren recht spät – durchstreiften wir gleich mal eine Menge Gassen und sahen das ein oder andere. Anita konnte sich an den Fachwerkhäusern kaum satt sehen.
Dadurch, dass ich diese Stadt kenne wie meine Westentasche (was für eine merkwürdige Redewendung…) gingen wir natürlich auch Wege, die nicht jeder kennt und genau das macht es auch aus. Hinter die Fassade blicken.
Früher war das oftmals erschreckend, heute aber gibt es kaum mehr diese Schandflecken von früher.
Die Gassen hinter den Haupteinkaufsstraßen sind genauso schön, vielleicht sogar interessanter, denn viele der Häuser haben eine Informationstafel und man kann einiges erfahren über Ursprung und Geschichte. Von vielen Stellen aus hat man einen märchenhaften Blick auf mein Lieblings-Schloss.
Einzelne Empfehlungen für diese Stadt auszusprechen ist recht schwierig, die gesamte Stadt ist einfach erlebenswert.
Neben dem Rathaus mit der spätgotischen Fachwerkfassade, welches wunderschön bei Tag, aber noch schöner nachts beleuchtet ist, dem Schloss, bei welchem sich selbstverständlich auch eine Führung lohnt und der Blick über die Stadt eine Wonne ist, müssen wir Folgendes sagen: ein Besuch des „Kleinsten Hauses“ ist genauso Pflicht wie das genaue Betrachten des „Krummelschen Hauses“ und das Bestaunen des „Schiefen Hauses„. Dieses ist prozentual gesehen schiefer als der Schiefe Turm von Pisa – und das will schon was heißen :-D
Die gesamte Breite Straße/Westernstraße hinauf kann man nicht genug bekommen von Fachwerkhäusern, wunderschön gestalteten Hinterhöfen, einem toll hergerichteten Nikolai-Platz und dem Highlight, dem Marktplatz. Setzt euch dort an einem schönen Tag doch einfach mal draußen hin, trinkt einen Kaffee und schaut den Leuten zu.
Am Ende der Westernstraße befindet sich der Westerntorturm, das ist einer der Wehrtürme, die ich auf meinem Stadtplan besonders hervorhob, denn er steht dort wie ein Wachmann und ein jeder muss hindurch gehen, wenn er hinein oder hinaus möchte aus der Innenstadt. Wer dann den Schritt hinaus wagt kommt zur Westerntorkreuzung und dort kreuzt die Harzquerbahn die Straße – ein Highlight neben dem Bahnhof und dem Selbst-Mitfahren für Eisenbahnromantiker. Mich erinnert das an meine Kinderkrippenzeit – an dieser Kreuzung war die Krippe und wir Kinder hingen bei jeder Bahn, die mit lautem Gehupe die Straße kreuzte am Fenster. Ach ja, lang ists her ;-)
Nun versuche ich einmal, 4 Tipps zu beschreiben. Es fällt mir wirklich schwer, denn der ganze Beitrag besteht eigentlich aus Tipps :-D
1. Ein Frühstück oder ein Stück Kuchen im „Café Wien“ und dabei sollte man mal nicht draußen sitzen, sondern nach drinnen gehen, das empfehlen wir jedem, der gute Café-Kultur genießt.
2. Von der Schönen Ecke aus den Burgberg hinauf Richtung Schloss kommt man unweigerlich am Wallgraben vorbei. Hier waren wir gern als Kinder, denn da war der jetzige Park noch etwas verwachsener und für Kinder interessanter. Jetzt seht ihr hier Reste der Stadtmauer und auch einen Befestigungsturm derselben.
3. Und in der Innenstadt ist da noch die „Demutsgasse„, welche im Portal „harzlife“ wie folgt beschrieben wird: „Dieser schmale Hausdurchgang befindet sich am Oberpfarrkirchhof in unmittelbarer Nähe zur St.-Sylvestri-Kirche. Er stellt den kürzesten Weg von diesem Gotteshaus in Richtung Stadtmauer und Westerntor dar. Der Weg ist unter den Bezeichnungen Demutsgasse, Rosengasse und Rosmaringasse bekannt. Diese Namen zeugen von einer gewissen Ironie der Bewohner dieser Gegend, denn wegen der einstmals schlechten hygienischen Bedingungen roch es hier ganz gewiß nicht nach Rosen oder Rosmarin. Wenig demütig war auch das Verhalten einiger Stiftsherren, welche angeblich durch diesen Durchgang ihren Damenbesuch erhielten.“
4. Geht man aber mal andere Wege als alle Touristen, so zum
Beispiel vom großen Parkplatz „Am Anger“ die Lindenallee hinauf, durch den Lustgarten, an der Orangerie vorbei und läuft hindurch bis zum Kastanienwäldchen, dann wandelt ihr auf den Spuren, die wir als Kinder so oft gelaufen sind und uns so unglaublich wohl dabei fühlten… Danach geht ihr am besten zum Schloss hinauf – und genießt den Blick über die Stadt mit einem guten Hasseröder Pils in Händen. Wunderbar!
5. Eis essen – und da geben mir gewiss viele Wernigeröder Recht, das kann man am besten bei Busches Eisdiele in der Bahnhofstraße, genau am neu gebauten Altstadtkreisel gelegen.
Von diesem hat man einen wunderbaren Blick zur Harzquerbahn – aber das Eis – mhhhhh. Schon früher in der Schulzeit, meine Schule liegt zufällig genau nebenan – holten wir uns regelmäßig dort eine kleine Erfrischung auf dem Nachhauseweg. Und es hat sich außer am Aussehen der Eisdiele nicht viel geändert, das Eis schmeckt nach wie vor sensationell gut.
6. Interessant ist gewiss auch der Miniaturenpark „Kleiner Harz“ im Wernigeröder Bürgerpark. 50 Modelle interessanter Bauwerke des Harzes sind dort zu sehen. Der Bürgerpark an sich ist schön angelegt, hat Themengärten, Spielplätze und Tiergehege. Wenn ihr mit Kindern unterwegs seid, ist dies ein für alle interessantes Gelände – unsere fanden es toll dort.
7. Das beste Bauerfrühstück bekamen wir letztes Jahr im Schanzenhaus im Zwölfmorgental. Und da das Bauerfrühstück für mich ein Stück Heimat ist, haben wir lange gesucht, bis wir dieses hier fanden :-)
Und schon sind es 7 Tipps. Ich könnte noch lange so weiter machen, denn wenn ich so drüber nachdenke, fallen mir noch viele ein. Wenn ihr Fragen habt, dann kontaktiert uns, ansonsten können wir auch folgende Literatur empfehlen von der schönen Stadt Wernigerode:
Wernigerode – Der Stadtführer: Ein Führer durch die bunte Stadt am Harz *
Wernigerode: Impressionen aus der bunten Stadt *
Insgesamt ist Wernigerode natürlich die schönste Stadt am Harz, der Eingang zum Harz, die „Bunte Stadt am Harz“ – aber sie ist es neben vielen anderen Schönheiten.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass auch die über 1000 Jahre alte Welterbestadt Quedlinburg zu einer wunderschönen Stadt gemausert hat, viel Fachwerk und Geschichte ziert diese Stadt.
Ein weiteres Ausflugsziel ist natürlich auch Goslar im Westharz mit der Kaiserpfalz und ebenfalls wunderschönen Fachwerkgassen.
Besucht doch mal diese Stadt und schreibt mir, wie sie in euren Augen aussieht :-)
Hier die Heimatliebe-Karte, auf der ihr alle Teilnehmer dieser Blogparade erkennen könnt.
Danke Claudia für diesen schönen Bericht, ich fühlte mich gleich wie zu hause, habe ja auch 20 Jahre in Wernigerode gelebt. Fahre heute noch jedes Jahr mindestens 1x nach Wernigerode, könnte aus meiner Sicht, da ich älter bin, einiges hinzufügen, aber Deine Schilderung ist supertoll, habe gleich wieder Heimweh
Hach, ist das schön, ich hatte Pipi in den Augen.