Klettersteig Calmont – die Hitzeschlacht

Klettersteig Calmont

Von diesem Klettersteig und dem Calmont an sich hatten wir schon Einiges gehört – und da er von uns nur ein paar Autominuten entfernt liegt, musste er endlich mal gegangen werden. Bei heißem Wetter also packte ich den Rucksack und fuhr nach Eller.

komoot-Karte
Anfahrt

Die Anfahrt ist schön. An der Mosel entlang fahre ich auf der B49 bis Edinger-Eller und hier in den Ortsteil Eller. Am dortigen Bahnhof und in der näheren Umgebung gibt es große Parkflächen. Auch ich fand an diesem Tag schnell einen Platz, sogar im Schatten. Nun denn, Schuhe geschnürt und los ging es.
Es gibt hier auch den öffentlichen Nahverkehr. Die Buslinie 711 fährt an Wochentagen sowie am Wochenende stündlich von Cochem bis Bullay über Bremm und Eller.
Auch Züge fahren hier stündlich, dabei durchfährst du von oder nach Cochem durch den Kaiser-Wilhelm-Tunnel den Moselkrampen. Dieser war mit seinen 4205 Metern Länge bis 1988 der längste Eisenbahntunnel Deutschlands. Mittlerweile ist er nur noch auf dem 24. Rang, der längste ist mehr als 10 Kilometer lang und befindet sich in Hessen (Landrückentunnel). Dafür ist er aber mit Abstand der älteste unter den langen Eisenbahntunneln :-)

Viele Menschen

Es bewegten sich einige Menschen in die Richtung, in die ich auch wollte. Einige bogen am Bahnhof rechts ab, andere wollten so wie ich, den Klettersteig gehen. Es war fast zu voll, aber das konnte ich auch erwarten. Er ist bekannt, der Klettersteig am steilsten Weinberg Europas. Mit Hangneigungen bis zu 65° gehören die Steillagen Bremmer Calmont und Ellerer Calmont sogar zu den steilsten der Erde.
Im Übrigen hat er wohl Konkurrenz im Saarland bekommen? Weisst du mehr dazu?

Immer wieder treffe ich auf die gleichen Menschen, wir bewegen uns in der gleichen Geschwindigkeit voran und ehrlich gesagt ist das Überholen auch schwierig.

Geschichte

Im Jahr 2002 wurde der Klettersteig als Gemeinschaftsprojekt von den Gemeinden Bremm, Edinger-Eller und Neef errichtet. Die Sicherung erfolgte durch den Deutschen Alpenverein. Mit Hilfe von Stahlseilen, Eisenleitern, Eisenstiften und Klammern sind die schwierigen und steilen Stellen zu durchwandern.
Der Calmont an sich ist ein geschichtsträchtiges Gebiet. Wie überall an Mosel und Rhein waren die Kelten und Römer hier angesiedelt. Ausgrabungen bestätigen diese Annahme immer wieder. Erst 2005 wurde bei Ausgrabungen der gallo-römische Umgangstempel auf dem Calmont-Gipfel entdeckt, rekonstruiert und wieder aufgebaut. 2009 wurde er eingeweiht.
Weiterhin ist sicher, dass hier schon sehr lange Weinbau betrieben wurde. Diese Informationen findest du unterwegs auf spannenden Tafeln.

Der Calmonter Klettersteig

… macht Spaß. Erstmal geht es hinter den Bahnschienen hinauf zur ersten Schutzhütte, Galgenlay.
Dort sehe ich auch zum ersten Mal den Namen eines Punktes, an den ich später auch noch gelangen sollte: „Todesangst„.
Ok.
Das gab mir zu denken – aber um es vorweg zu nehmen, so schlimm war es für mich nicht. Für andere vermutlich schon, aber dazu später mehr.

Weiter geht es mit relativ gleichbleibender Höhe durch die Riesling-Weinberge hindurch. Das ist zum Teil ganz schön eng, die Reben wachsen prächtig! Und eins ist es hier noch: heiß.
Ich bin mal wieder froh, mein Wasser direkt aus dem Schlauch süppeln zu können, denn es wäre mühselig, ständig die Flasche hervorkramen zu müssen. Dazu ist erstens wenig Platz hier, zweitens müsste ich ständig stehen bleiben.

Ich treffe auf Tom. Ein Winzer. Ah, ja, spannend. Er kann mir viel über die Region sagen, schließlich ist es seine Heimat. Wir finden uns irgendiwe und gehen die gleiche Geschwindigkeit, noch… Somit bildeten wir einen zwanglosen Klettersteig-Verbund. :-)

Bilder vom jeweils anderen werden gemacht, unterwegs helfen wir so auch noch anderen, ein schönes Erinnerungsfoto von sich zu bekommen. Es ist aber auch zu schön hier, ständig hast du eine atemberaubende Aussicht auf die Mosel und die steilen Weinberge. Da unten schippert langsam ein Frachter die Mosel hinauf. An dieser Stelle ist vermutlich viel Können gefragt, diese langen Schiffe um die Kurve zu fahren.

Unterwegs hatten wir die Möglichkeit, an einer Schutzhütte, Wein zu trinken und: Monorackbahn zu fahren. Für 5,- Euro (Kinder 4,- Euro, jeweils inklusive einem Getränk) einmal steil hinab und vielleicht wieder hinauf. Das ist für den ein oder anderen oder für Kinder gewiss ein tolles Angebot!
Apropos Monorack-Bahnen: Die Sicherheit liegt den Betreibern des Klettersteiges auch sehr am Herzen. Es gibt bestimmte markierte Rettungspunkte da oben und zu diesen Rettungspunkten kann jeweils mit einer Monorack-Bahn gefahren werden. Somit ist sichergestellt, dass der Gehuntüchtige abtransportiert werden kann.

Nach etwa 3 Kilometern, und knapp 1:45 Stunden waren wir dann am Ende des Klettersteiges angekommen. Du bist dann am Ortseingang zu Bremm und hast mehrere Möglichkeiten, wieder nach Eller zurückzukommen.

Möglichkeit 1: Mit den öffentlichen Verkehrsmittel. Buslinie 711 bringt dich wieder zurück. Nach unseren Recherchen fährt der tatsächlich stündlich.
Möglichkeit 2: An der Mosel auf der Moselstraße. Das sind etwa 3 Milometer, also ähnlich dem Klettersteig, aber natürlich unanstrengender.
Möglichkeit 3: Über den Calmont-Höhenweg.
Möglichkeit 4: Denselben Weg über den Klettersteig Calmont zurück.
Welch eine Überraschung, wir wählten die Option 3.


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Calmonter Höhenweg

In Bremm geht es an der St.Laurentius-Kirche vorbei etwas in den Ort hinein. Dort angelangt läufst du aber gleich rechts hinauf. Und ich meine hinauf.
Auf etwa 2 Kilometern gehst du jetzt rund 240 Höhenmeter hoch. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich befinde mich im Salzburger Land. Da meisterten wir letztes Jahr solche Anstiege, allerdings über noch mehr Kilometer… Hier wäre Tom wohl früher oben gewesen ohne mich, aber er wartete gelegentlich :-)
Sehr nett!
Mich wundert, dass er mit seiner langen Hose immer noch froh ist, ich schwitze mittlerweile richtig arg, mit kurzen Hosenbeinen…

Japsend erreichte auch ich den Gipfel des Calmont. Ich freut mich, von unten sahen wir einige wenige Menschen dort oben sitzen. Da wollte ich auch gleich sitzen. Oben angekommen dann aber mein erster Gedanke: hier bleibe ich nicht so arg lange. Es war voll.
Hier gibt es eine bewirtschaftete Schutzhütte (von Ostern bis Oktober) und es waren viele Menschen da oben.
Ja, weil es auch sehr schön ist. Wir hielten uns nur kurz auf und setzten unseren Weg fort.

Hier oben ging es nun durch Wald, es war nicht mehr so sehr heiß wie in den Weinbergen davor.

Wir genossen diese Passage oben auf der Höhe, durch den luftigen Wald. Ab und zu kommst du an Aussichtspunkte, diese waren dann gleich wieder gut besucht. Wir kommen an diese Stelle, wo im Jahre 2005 der gallo-römische Umgangstempel auf dem Calmont-Gipfel gefunden wurde. Das rekonstruierte Gebäude sieht großartig aus, erinnert mich an unseren Besuch auf dem Martberg 2018.
Am Vier-Seen-Blick kommen wir vorbei, es ist immer wieder lustig, den Menschen zuzuhören, wenn sie bestreiten, dass es ein Vier-Seen-Blick ist. O-Ton einer Touristin: „Man sollte den Moselanern mal sagen, was ein See ist. Das ist doch ein Fluss!“.
Ja, da hat sie im Endeffekt ja recht :-D

Moselsteig

Nun zu guter Letzt gelangen wir an eine Kreuzung, wo wir uns entscheiden mussten: Moselsteig oder den längeren, aber nicht so steilen Weg außen herum zurück nach Eller. Naja, wir nahmen natürlich das Stück Moselsteig. Es ist eine anspruchsvolle Strecke – und wir kommen vorbei am Aussichtspunkt Todesangst. Das erwähnte ich ja weiter oben schon einmal. Wir trafen an der Kreuzung oben eine Gruppe älterer Damen und Herren. Sie überlegten, welchen Weg sie wählen sollten – den längeren, der aber gewiss noch eine Stunde bedeutete oder den vermeintlich kürzeren über die Todesangst.
Sie wählten vermutlich den kürzeren…
Und ich weiss nicht, ob das gut war.
Denn dieser Weg ist wirklich anspruchsvoll. Es ist steil, hohe Steine, rutschige, staubige Bereiche, also wirklich alpin. Ich möchte diesen Bereich nicht bei Regen-Wetter gehen müssen…
Ich hoffe, die Wanderer sind gut unten angekommen.

Tipps für deine Wanderung am Klettersteig Calmont
  • Schwindelfreiheit sollte vorhanden sein
  • festes Schuhwerk notwendig
  • gute körperliche Kondition erforderlich
  • im Sommer lieber morgens oder abends gehen
  • Kopfbedeckung mitnehmen
  • für wanderaffine Kinder geeignet
  • genügend Getränke dabei haben, es wird richtig heiß in den Weinbergen
  • informiere dich vor Beginn der Wanderung über deinen Rückweg, laufen oder doch öffentliche Verkehrsmittel? Dann such vorher den Fahrplan raus.
Fazit

Eine tolle Tour ist diese Strecke über den Calmonter Klettersteig, den Calmonter Höhenweg und den Moselsteig. Trotz der Kürze von knapp 9 Kilometern verlangt er dir Einiges ab. Die Kletterstellen sind nicht sehr schwierig, die Anstiege allerdings bei heißem Wetter schon. Eine klare Empfehlung für trockenes, nicht allzu heißes Wetter.

Weiterführende Links
Literaturtipps*

6 Kommentare

  1. auch wenn es anstrengender ist, Option 3 wäre auch was für mich gewesen…die Aussichten von da oben sind ja sensationell, vor allem die Schleife der Mosel, sehr beeindruckend

  2. Ein super Bericht der steht bei uns auch noch auf dem Plan ! Jetzt nach eurer Zusammenfassung und den mega Bildern kribbelt es in den Füßen 😭 Hoffentlich wird Sabi wieder fit sonst wird das für uns nix !

    • Hey Sebastian. Da drücken wir mal feste die Daumen, dass sie bald wieder fit ist!
      Wichtig bei diesem ist wirklich, auch wegen der Mädchen, dass ihr nicht bei hoihen Temperaturen geht. Das würde euch keine Freude machen – und Geknöre hervorrufen ;-)
      Bis bald!

  3. Liebe Claudia,
    du hast wunderschöne Bilder von dieser anspruchsvollen Tour gemacht.
    Ich weiß ja, dass dieser Abschnitt irgendwann auf mich zukommt, wenn ich den Moselsteig weiter wandere. Hab schon ein bisschen Bammel davor. Meine Höhenangst lässt sich nur bedingt in den Griff bekommen. Weißt du denn, ob es auf dem Moselsteig ggf. Ausweichmöglichkeiten gibt, wenn einem bestimmte Stellen zu brenzlig sind?
    Gruß
    Aurora

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