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Wandern rund um Koblenz? Anita fand etwas ganz Tolles. Wir besuchten einen ehemaligen Panzerübungsplatz, der zum Naturschutzgebiet „umfunktioniert“ wurde, die Schmidtenhöhe.
komoot mit gpx-Datei
Anfahrt
Da wir eh in Koblenz weilten, war es naheliegend, gleich mal hier etwas wandern zu gehen. Den Rheinsteig kennen wir aus vielen Beschreibungen, er hat deswegen für uns ein wenig an Reiz verloren (trotzdem gehen wir ihn irgendwann…).
Wir suchten etwas, von dem wir noch nichts gehört oder gelesen haben.
Da kam uns dieses Fundstück gerade recht.
Wir fuhren von Koblenz auf der B49 aus Richtung Montabaur und bogen am Mittelrheinischen Golfclub Bad Ems ab. Hier sahen wir schon die Hinweisschilder vom NABU (Naturschutzbund).
Ein paar Minuten später standen wir vor einer Schranke, parkten das Auto und gingen los.
Schon auf den ersten Metern wurde uns klar: dies ist ein beliebtes Ausflugsziel. Viele Radfahrer, Familien und Wanderer waren unterwegs. Es war ein wundervolles Wetter, die Sonne schien, es bot sich an rauszugehen.
Geschichte
Ihr wisst, dass uns so etwas sehr interessiert: Landschaft mit Geschichte. Das spricht nicht nur das Wanderherz an, sondern eben auch unser Geschichtsinteresse.
Koblenz galt schon sehr lange als strategisch günstiger Militärstützpunkt. Schon die Römer hatten ein Kastell gegründet. 1937 wurde der Wehrmacht ein über 700 Hektar großes Gelände rechtsrheinisch oberhalb auf der Schmidtenhöhe zur Verfügung gestellt.
Seit 1957 waren hier nur noch Panzer unterwegs. Diese schafften durch ihre Fahrten durch die Landschaft Schlamm- und Wasserlöcher, Geröllpisten und vegetationsarme Flächen.
Klar, wo so ein Panzer öfter drüber rollt, wächst so schnell nichts…
1992 wurde der letzte Panzer hier weggeschafft und die Landschaft entwickelte sich zu einem attraktiven Lebensraum für viele seltenen Tier- und Pflanzenarten. Aber seit dem Abzug der Panzer gab es nun das Problem, dass diese Tümpel zuwuchsen und so diese Artenvielfalt bedroht schien.
Alles wuchs mit Brombeerhecken zu, Sträucher stellten alle blühenden Pflanzen im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten. Somit gab es keine Laichplätze mehr für die Gelbbauchunken und viele andere Amphibien, Orchideen konnten keine Sonne mehr erhaschen.
Wo nichts blüht, da sind auch keine Insekten mehr zu finden. Und was geschieht ohne Insekten? Vögel und Fledermäuse finden kein Fressen mehr.
Die Idee
Letztes Jahr waren wir während des Bloggerwanderns in der Mehlinger Heide unterwegs, erinnert ihr euch? Diese wird durch Schafe „gepflegt“. Das heißt, die Schafe fressen das, was die Heide verdrängen würde. Somit kann dieses Heide-Gebiet für viele Arten erhalten bleiben. Noch.
Diese Idee ist auch für andere Landschaften interessant, dass die Pflanzen durch pflanzenfressende Tiere in ihrem Wachstum reguliert werden.
Konikpferde und Taurusrinder
Hier nun gibt es keine Schafe, denn diese sind wohl zu wählerisch. So fiel die Wahl hier auf große Pflanzenfresser – seit 2009 gibt es hier Konikpferde und Taurusrinder. Sie sorgen dafür, dass die Verbuschung aufgehalten wird und die Artenvielfalt wieder erhöht wird.
Die Pferde und Rinder leben das ganz Jahr draußen. Im Sommer gibt es sehr viel Grünes, im Winter schließlich fressen diese Tiere auch Brombeeren, Ginster, Stauden und anderes, was im Sommer verschmäht wird – sie gestalten dadurch die Landschaft.
Die Wildkatze und der Wendehals
Die Wildkatze wurde hier schon des öfteren durch die Fotofalle nachgewiesen. Sie findet es hier scheinbar genauso interessant, wie viele andere bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Wusstet ihr, dass sich in Rheinland-Pfalz etwa die Hälfte aller in Deutschland lebenden Wildkatzen zu Hause fühlen?
Wandern
Dieses vom NABU Rheinland-Pfalz betreute Naturschutzgebiet kannst du umwandern – und sogar queren. Dieses taten wir auch. Die breiten Asphaltstraßen – namentlich eben auch zum Beispiel „Panzerstraße“ – erinnern an die militärische Nutzung vor gar nicht so langer Zeit. Die gesamte Runde ist knapp 5 Kilometer lang, die Querung durch das Weidegebiet ist 1,1 Kilometer lang. Ein schöner Spaziergang durch abwechslungsreiches Gelände.
Die Natur ringsherum ist wunderbar. Wir trafen eine Menge Vögel, sie zwitscherten uns unterwegs ein Liedchen. Ein paar Schmetterlinge zeigten sich, wir fanden Frösche und Molche in den Tümpeln. Was wir nicht sahen: Konikpferde und Taurusrinder.
Das ist aber auch kein Wunder, das Gelände ist wirklich groß. Es gibt einige Aussichtstürme, von denen du weiter ins Gelände schauen kannst.
Der NABU bietet Planwagenfahrten an, bei denen die Tiere angetroffen werden. Die Fahrten finden außerhalb der regulären Wege statt, vermutlich darf der Wagen in das abgesperrte Gebiet fahren. Da dürfen wir Wanderer natürlich nicht hinein. Das verbietet schon der Verstand – wer möchte schon einem wilden Rind begegnen? Auch Exkursionen und Führungen werden hier im Naturschutzgebiet Schmidtenhöhe durchgeführt. So kannst du zum Beispiel mehr über die Amphibien, die Vögel oder Fledermäuse erfahren.
Hunde und Füttern der Pferde/Rinder
Die mitgebrachten Vierbeiner müssen hier zwingend angeleint sein, denn das Weideland ist durch einen Elektrozaun begrenzt. Die Hunde könnten unter diesem hindurchkriechen – vermutlich nicht gut für ihn… Auf der Querung besteht absolutes Hundeverbot. Versteht sich irgendwie von selbst…
Gefüttert werden dürfen die Pferde und Rinder nicht. Sie würden daran erkranken, da ihr Magen nur Pflanzen verträgt, die hier wachsen.
Fazit
Dies ist ein abwechslungsreicher kleiner etwa 6 Kilometer langer Rundweg des NABU, auf Tafeln werden dir die Landschaft auf dem ehemaligen Panzerübungsplatz Schmidtenhöhe, die Pflanzen und Tiere näher gebracht. Wir finden, dieses Gelände wird optimal genutzt nachdem die Panzer weg waren. Die Artenvielfalt gibt der jetzigen Verwendung recht, Wildkatze und seltene Pflanzen, Pilze, Insekten und Vögel fühlen sich hier wohl. Irgendwann werden wir wieder hin fahren, in der Hoffnung, dann die Pferde und Rinder zu sehen.
Vielleicht im Sommer…
Weiterführende Links
Impressionen
Karte
Bad Ems, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Habe gehört, dass es „Öffnungszeiten“ geben soll, da die Bundeswehr den Bereich für (Schieß-)Übungen nutzt. Kennt jemand die Zeiten?
Hallo Janine, das wissen wir leider nicht… aber wir versuchen das mal in Erfahrung zu bringem.
Hallo …
Ist gerade bei der Bw Riesenthema.
Der Standortälteste will wieder den Platz komplet schliessen weil Hundebesitzer sich wohl an die Öffnungszeiten nicht halten. Diese sind vom Montag bis Freitag zu wegen Schiessübungen und Samstag Sonntag offen. Im Sommer 2020 wird die Entscheidung fallen oh gesperrt wird.
SCHADE wäre es. Meine Infoquelle Swr4.
Hey, danke für die Info, das ist aber sehr ärgerlich, wenn sich manche Menschen nicht an die Öffnungszeiten halten. Dann müssen wir uns nicht wundern, wenn es geschlossen wird. Schade wäre es auf jeden Fall…
Das ist wunderschön dort. Ich hab den Beitrag mit wachsender Begeisterung gelesen und als ich dann das Bild mit dem Frosch sah … süßes Kerlchen! :-D
Hallo CLaudia,
den fanden wir auch entzückend :-) wir haben dort lange Frösche beobachtet… war so beruhigend.
Liebe Grüße
Claudia
Ich kenne den Übungsplatz noch aus der „aktiven“ Zeit… vielleicht sollte ich ihn auch mal „erwandern“. Danke für den tollen Bericht und liebe Grüße!
Jörg
Und hast du schon? :-)