Inhaltsverzeichnis
Ihr lest: Teil 1: Ilsenburg – Abbenrode
zum Teil 2: Abbenrode – Wöltingerode
Der Pilgerspruch zum Harzer Klosterwanderweg:
Den Tag heute
habe ich für mich reserviert.
Nichts wartet auf mich und
niemand außer mir.
Alle Termine sind abgesagt,
und ich freue mich auf meinen
Besuch bei mir.
Ganz behutsam gehe
ich um mit mir.
Und genau das haben wir getan! Aber ich fange vorn an.
Nach der Nacht im Kloster Drübeck, über das ihr im letzten Beitrag gelesen habt, fuhren wir mit Angelika Lucht nach Ilsenburg zum dortigen Kloster. Hier sollten wir nicht nur das Kloster, sondern auch unsere Pilger-Begleiter Claudia und Axel Lundbeck kennenlernen.
Ein erstaunlicher Tag lag vor uns…
Mit mir waren unterwegs: Dorothea von einem Lokal-Radio aus Braunschweig, Eva vom Blog burgdame.de, Angelika, Leiterin der Tourist-Information Ilsenburg und unsere Pilger-Begleiter Claudia und Axel Lundbeck
Der Harzer Klosterwanderweg
Fakten
Länge: 67 Kilometer
Verlauf: Kloster Wendhusen zu Thale – Bartholomäuskirche Blankenburg – Kloster Michaelstein – Kloster Himmelpforte – Kloster Drübeck – Kloster Ilsenburg – Kloster Wöltingerode – Neuwerkkirche Goslar – Kloster Grauhof
Eröffnung: 2009
Beschilderung:
Unser Weg …
… führte uns zuerst in das Kloster Ilsenburg. Claudia und Axel Lundbeck schöpfen aus dem Vollen, wenn sie uns über die Klöster und den Klosterwanderweg erzählen. Das merkst du direkt.
Sie leben diesen Weg.
Sie leben diese Gegend.
Als ehemalige Pfarrer in Blankenburg kennen sie die Gegend.
Du spürst auch ihr Herzblut.
Dieser Weg ist ein Stück weit ihr Baby :-)
Dieses Kloster Ilsenburg hat einige Kostbarkeiten für Geschichtsliebhaber zu bieten. Zum Beispiel finden wir hier einen Gipsfussboden in der St. Peter und Paul-Klosterkirche, der im 12. Jahrhundert schon entstand. Weiter sind hier interessante Zeichnungen auf dem Boden wieder entdeckt worden.
Auch eine Fußbodenheizung gab es hier schon sehr früh. Im ehemaligen Refektorium (Speisesaal der Mönche) wurde eine solche gefunden und diese zeigt den Fachleuten: dieses Kloster war nicht nur deswegen einmal sehr wichtig.
Wir haben im Ilsenburger Kloster leider nicht viel Zeit, denn wir wollen ja den Klosterwanderweg bewandern. Aber die kurze Zeit reicht, um mein Interesse weiter zu steigern. Mir fehlen beim Rundgang manche Fremdwörter und die geschichtlichen Hintergründe, ich frage aber nicht nach, dann würden wir noch weniger sehen… Ich kann ja hinterher nachlesen ;-)
In der Klosterkirche schließlich wird ein wenig gesungen – Dorothea und Axel Lundbeck bilden ein wunderbares Duett – und wir lesen den Psalm 23. Diesen werden wir an dem Tag noch öfter lesen.
Die Wanderung beginnt
Über das Kloster könnte ich nun wieder noch eine Menge schreiben, tue ich aber nicht, denn wir begeben uns nun auf die Etappe Ilsenburg nach Wöltingerode auf dem Harzer Klosterwanderweg.
Wir gehen durch den Schlosspark, sehen die Marienkirche rechts und gehen durch die alte Stadt Ilsenburg bis zum Rathaus. Nach einer kurzen Pause geht es weiter, vorbei an dem Forellenteich mit dem wegen seiner guten Küche weit bekannten Landhaus „Zu den Rothen Forellen“. Aus Ilsenburg hinaus gehen wir an Gärten vorbei, durch einen schönen grünen Wald. Wir befinden uns hier auf dem Europaradweg E1. Der Weg ist breit und so langsam kommen wir miteinander ins Gespräch.
Claudia und Axel Lundbeck haben uns gut im Griff, immer mal wieder stoppen sie die Wanderung und lesen ein Stück vor, bringen uns zum Nachdenken.
Harzer Grenzweg – Wandern am Grünen Band…
… im ehemaligen Grenzverlauf. Diese Strecke geht von Ilsenburg über 75 Kilometer bis nach Walkenried. Und auf diesem Weg gehen auch wir lange. Das gibt dem Klosterwanderweg in meinen Augen noch das I-Tüpfelchen.
Durch unsere Pilger-Begleiter haben wir immer Denkanstöße bekommen – dieses Grüne Band bringt einen noch zusätzlich zum Nachdenken. Der Klosterwanderweg schafft es wunderbar, diese, unsere Geschichte mit aufzunehmen. Dazu aber später mehr.
Die Engelsbänke
15 Stück sind es und eine jede bringt ihre eigenen Segensworte und ein paar Informationen zum Standort mit. Die Lehne inform eines Engels mit großen Flügeln – etwas ganz anderes.
Um den Harzer Klosterwanderweg noch attraktiver zu gestalten, hat sich vor einiger Zeit eine Projektgruppe zusammen gefunden und überlegt. Die Engelsbank-Idee ward geboren.
In Handarbeit wurden sie schließlich produziert in der Jugendwerkstatt der Goslarschen Höfe und die Idee, dass sie so aussehen sollen, stammt vom Blankenburger Holzkünstler Werner Fleck.
Diese Engelsbänke sind zu einem großen Teil dank Claudia und Axel Lundbeck hier, sie haben sich unermüdlich dafür eingesetzt und Förderer gesucht und gefunden. Beharrlichkeit zahlt sich aus…
Das, was herausgekommen ist, kann sich wahrlich sehen lassen.
Unser Weg führt uns am Gelände der Jungborn entlang.
„Der Jungborn war einst die erste und größte Naturheilstätte in Deutschland und gelangte dabei zu Weltruf.“ Irgendwie interessant, was da so abging, aber auch zum Kopfschütteln :-D
Lest mal nach…
Hier gibt es eine weitere kleine Geschichte, von Claudia Lundbeck gelesen.
Ein Pilger möchte nach Santiago – er nimmt sich dafür keine Zeit, sondern ist nur in Eile. Er wird schließlich von einem Älteren eines Besseren belehrt. Nicht schauen, was morgen ist, sondern heute ist wichtig. Lebe im Hier und Jetzt.
Das müssen wir uns vermutlich alle sagen. Genieße das Jetzt, denke nicht an die noch zu erledigenden Aufgaben – sondern schalte mal ab. Ist nicht leicht; uns, den Teilnehmenden an dieser geführten Pilgerwanderung ist es meistens gelungen.
Am Jungborn biegen wir rechts ab in den Wald – und dann kommt ein traumhafter Teil des Harzer Klosterwanderweges.
Schmale Wege, über Wurzeln und immer den Bärlauch als Begleiter. Neben uns ist die Ecker, ein kleines Flüsschen. Dieses Zusammenspiel zwischen Bärlauch, Wasser, hohen alten Bäumen, dem Vogelgezwitscher und unseren Gesprächen macht es zu einem wunderbaren Erlebnis. Wir müssen hier meist hintereinander gehen, es gibt Momente, da redet niemand, da genießen wir einfach nur.
Wir passieren nach einiger Zeit Genuß im Bärlauch-Wald den Ort Stapelburg und an dessen Rand die ehemalige Grenzkontrollstelle. Wie oben schon geschrieben, laufen wir auch auf dem „Grünen Band“.
Ein schön gestaltetes Denkmal – Erinnerungen kommen hoch. Hier an dieser Stelle stand auch ich mit meinen Eltern nach der Grenzöffnung, und wir ließen uns mit einem Bus nach Bad Harzburg fahren…
Jeder von uns erzählt seine Erlebnisse, es ist ein toller Austausch.
Nach diesem Geschichtsrückblick gehen wir weiter. Bis nach Abbenrode. Hier erwartet uns eine liebe Frau – sie wartete schon lange. Wir haben hier und da doch etwas mehr Zeit benötigt.
Auch in Abbenrode stand einst ein Kloster. Es wurde aber komplett während des Bauernkrieges 1525 zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Andreaskirche wurde im 16. Jahrhundert errichtet.
Wir erfahren von Axel und Claudia Lundbeck auch über diese Kirche Einiges, unter anderem die Bedeutung der Glasfenster, die 1997 gestiftet wurden.
Der Altar und die Orgel sind richtige Blickfänge.
Nachdem wir uns die Kirche angeschaut haben, ist der Kaffee fertig und wir begeben uns in ein Nebengebäude, wo schon lieb für uns eingedeckt wurde. Wir stärken uns aus unseren Lunchpaketen, die wir am Morgen im Kloster Drübeck gefüllt haben. An Unterhaltung mangelt es uns auch hier nicht. Wir sind eine unglaublich homogene Gruppe, obgleich so unterschiedliche Menschen darin sind…
Es macht Spaß – und das Ehepaar Lundbeck als unser Pilger-Begleiter ist so herzlich – die Beiden tragen durch ihre Denk-Anstöße, Lieder und ihr Wissen sehr zu einer kurzweiligen Wanderung bisher bei.
Bisher.
In dem 2. Teil schreibe ich über den Weg von Abbenrode nach Wöltingerode.
Wie kommt die Strecke über die Felder bei uns an?
Warum schwiegen wir uns über eine Stunde an?
Lest weiter im nächsten Teil!
Noch ein paar Impressionen von diesem Teil der Pilgerwanderung:
Den Harzer Klosterwanderweg besuchte ich im Rahmen einer Pressereise in Zusammenarbeit mit der Tourist-Information Ilsenburg. Ich bedanke mich herzlich für die Einladung.
Unsere Meinungsbildung erfolgt allerdings grundsätzlich frei von Einflüssen.
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