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In diesem Jahr waren wir für ein verlängertes Wochenende im Ruppiner Seenland und nahmen am Fontane-Wandermarathon teil. Was uns dazu so einfällt, das schreiben wir dir in diesem Bericht.
Wo ist das Ruppiner Seenland?
Das Ruppiner Seenland befindet sich im Nordwesten von Deutschland, erstreckt sich von Berlin bis zur Mecklenburgischen Seenplatte, setzt sich aus den Landkreisen Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin zusammen und hat 2000 Kilometer miteinander verbundene Wasserwege in sich versammelt. Mehr als 300 Seen befinden sich hier und es ist ein Teil des größten Binnenwasserreviers Europas. Schlussfolgerung: hier ist eine gute Region für Wassersportler – aber auch für Wanderer! Dichte Wälder gibt es hier ebenso wie offenes Gelände mit weiten Feldern, also wir können dir verraten: das Wandern kommt hier nicht zu kurz.
Warum Fontane?
Er ist in Neuruppin im Jahr 1819 gebopren. Einige Jahre seiner Kindheit verbrachte er hier, bevor er sein bewegtes Leben in einigen anderen Landesteilen lebte. Bekannt wurde er vor allem als Schriftsteller unter anderem durch Werke „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ oder „Effi Briest“.
Waldschenke Stendenitz
Wir buchten uns in der Waldschenke Stendenitz ein, die wir dir sehr empfehlen können. Nicht nur die Unterkünfte sind klasse, auch die Kulinarik von früh bis spät kann sich sehen (oder besser schmecken) lassen.
Schon 2015 waren wir hier einmal zum Essen und uns gefiel die Lage und die Waldschenke so gut, dass wir zurückkamen, dieses Mal als Übernachtungsgast.
Der Fontane Wandermarathon
Zum 4. Mal fand 2023 dieser statt und endlich haben wir es geschafft, auch dort zu sein. Im Frankenwald beim dortigen Wandermarathon trafen wir schon zweimal vorher Dr. Mario Schrumpf, den Leiter des Stechlin-Ruppiner Naturparks. Er überzeugte uns mit seiner liebenswerten Art, doch einmal in den Norden zu kommen. In diesem Jahr war es dann endlich soweit.
Die Strecken
Es gab einen Halbmarathon, für den wir uns entschieden und einen Marathon über die komplette Strecke. Im Endeffekt waren wir froh, uns für die halbe Strecke gemeldet zu haben. Anita konnte leider nicht mitwandern und verlebte mit Gismo einen Tag neben der Strecke. Es war ein sehr heißer Tag, der 09. September 2023, wir waren froh, dass Gismo nicht mitgewandert ist. Er ist eh sehr hitzeempfindlich…
Die Langstrecke ging von Kunsterspring weiter bis nach Neuruppin.
komoot-Karte
Start war in der Temnitzkirche in Netzeband. Letzmalig wurde diese 1970 als Kirche genutzt, nachdem ihr dann der Verfall drohte, wurde in den frühen 1990er Jahren der Förderverein Temnitzkirche e.V. gegründet und der Bau wurde zu einem „Zentrum der Kunst, Kultur und Natur„. Seitdem finden hier spannende Aktionen statt, Konzerte, Lesungen, Theater im angrenzenden Park auch outdoor, sogar Kino wird hier gemacht. Ansonsten ist Netzeband ein sehr beschaulicher Ort, etwa 200 Menschen wohnen hier und an diesem Tag waren zusätzlich fast 500 im Ort, um an dem Fontane-Wandermarathon teilzunehmen oder bei ihm als Helfer dabei zu sein.
Luisenhof Katerbow
Auf dem Weg nach Katerbow kamen wir am Mittelpunkt des Landkreises Ostprignitz-Ruppin vorbei.
In Katerbow nach etwa 1,7 Kilometern dann der erste Kontroll-und Versorgungspunkt, am Luisenhof Katerbow. Hier waren wir am Abend vorher schon einmal, um die wohl beste Pizza des Jahres zu essen. Neben dem Pizza-Machen verstehen sich die Inhaber auch aufs Öl herstellen. In ihrer Ölmühle pressen sie verschiedene interessante Öle, z.B. Leinöl, Hanföl, Walnussöl, Schwarzkümmelöl und Kürbiskernöl, die wir auch zur Pizza am Vorabend probieren durften. Sehr lecker und empfehlenswert.
Familie Stamer führt außerdem einen kleinen Hofladen, dem ein Café und eine sommerliche Gartenwirtschaft angeschlossen ist. Nicht ohne Grund wurde der Luisenhof am gleichen Tag zum Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland ausgezeichnet! Herzlichen Glückwunsch von uns nochmal dazu.
Beim Fontane-Wandermarathon hielt ich mich hier allerdings nicht lange auf, einen Stempel abgeholt und einen Kaffee auf die Hand – und weiter ging es.
Wundervolle Kirche Rägelin
Über die Straße „Zum Rinderkombinat“ wanderten wir über sandige Wege tatsächlich erstmal an großen Weiden mit Rindern entlang. Denen geht es wirklich prächtig, Platz ohne Ende zum Flitzen und Leben. Nach etwa 3,5 Kilometern erreichten wir ein erstes Mal hohen Wald, schritten durch ihn hindurch und gelangten bei Kilometer 6 in den hübschen kleinen Ort Rägelin.
Hier an der imposanten Kirche befand sich der zweite Kontrollpunkt. Wir konnten unsere Wasservorräte auffüllen, im Schatten kurz rasten und dabei den Blick zur wunderschönen Fachwerkkirche schweifen lassen, die wir durch einen Gang zwischen Turm und Kirchenraum „durchwanderten“. Eine Besonderheit dieser kleinen Kirche ist, dass sich darin eine Hollenbachorgel aus dem Jahr 1882 befindet. Es soll die kleinste Orgel dieses Bauers sein.
Es Fontanet!
Was ich noch gar nicht erwähnt habe: untergwes gab es in unregelmäßigen Abständen Zitate von Herrn Fontane zu finden. Diese luden dich ein, ein wenig nachzudenken oder die ehrlichen Worte vom Fontane einfach mal auf sich wirken zu lassen. Da ich ihn eh sehr mag, nicht nur von der Schulliteratur „Effi Briest“, gefiel mir das natürlich besonders gut.
Auch die Hörstationen gab es. Hier konntest du dir vertonte Werke anhören. Sehr schöne Idee…
„Nicht die Größe der Aufgabe entscheidet, sondern das Wie, mit dem wir die Kleinste zu lösen verstehen.“
Theodor Fontane
Dann gings in die Heide
Nachdem wir Rägelin hinter uns gelassen hatten, fanden wir uns recht schnell an einem kleinen See wieder, der revitalisiert wurde. Auf einer Sitzugruppe konnte hier gerastet werden. Durch hohe Wälder wanderten wir hindurch, die Temperaturen stiegen immer mehr an. Im Wald war das wahrlich gut aushaltbar, nach etwa 9,8 Kilometern ging es dann aber in die Kyritz-Ruppiner-Heide.
Die Heide blühte noch geradeso, es war nicht mehr dieses strahlende Lila, eher ein Braunlila. Trotzdem war es etwas ganz besonderes, dort hindurch zu wandern. Es war richtig heiß, wer einen Kopfschutz hatte, war wirklich froh. Ich hatte einen, zum Glück hatten wir daran gedacht.
Im Hintergrund schon der Heideturm auf dem Heinz-Sielmann-Hügel, an dem auch der dritte Kontrollpunkt auf die Wanderer wartete. 2019 wurde der Heideturm errichtet – zuvor war in dieser Region sehr viel Militär zuhause. Da die Bewohner sich aber seinerzeit 17 Jahre lang am Ende erfolgreich dagegen wehrten, dass die Kyritz-Ruppiner-Heide weiter militärisch genutzt wird, wurde 2009 entschieden, es nicht militärisch auszubauen. Kurze Zeit später entschied der Deutsche Bundestag, 9000 Hektar im Süd- und Zentralbereich als Flora-Fauna-Habitat in das europaweite Schutzgebietssystem Natura 2000 mit aufzunehmen – betreut von der Heinz-Sielmann-Stiftung. Seitdem kann die Natur hier wieder aufblühen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Anita wartete mit Gismo hier auf dem Heinz-Sielmann-Hügel auf mich, gemeinsam erkletterten wir den Heideturm für das Bergdiplom. Etwas erholt im Schatten der kleinen Hütten, die sich hier befinden, ging es dann für mich weiter in der heißen Heide.
Die Kochquelle
Nach etwa 13,5 Kilometern auf dem Fontane-Wandermarathon ging es dann wieder aus der Heide in den hohen Wald, an diesem Tag muss ich sagen: zum Glück, denn es wurde, je später es wurde, immer heißer. Im Wald war es dann wirklich fast erfrischend, und bis zum Halbmarathon-Ziel sollten wir ihn auch nicht mehr verlassen.
Über den Rauher Berg ging es zu einer weiteren Attraktion am Weg, die wir nach etwa 19,4 Kilometern erreichten: die Kochquelle.
Mitten im Naturschutzgebiet Kunsterspring, im Quellgebiet des kurzen Flüsschens Kunster, im tiefen Wald sprudelt sie aus einem Loch im Sandboden hervor. Dabei sieht sie aus, als ob das Wasser kocht, es hat aber konstante 8 Grad Celsius. Dadurch, dass sie sprudelnd aus dem Boden heraustritt, bekam sie ihren Namen. Hier verbrachte ich ein paar mehr Minuten, auch weil ich wusste, dass es nicht mehr weit bis zum Halbmarathon-Ziel war.
Finish
Dann war es geschafft, nach knapp 5 Stunden erreichte ich reichlich erhitzt das Ziel vom Fontane-Halbmarathon an der Waldarbeiterschule in Kunsterspring. Hier wartete eine Mittagsmahlzeit, Getränke und schwungvolle Musik der Blaskapelle „Märkisch Blech“ auf uns.
Ich war recht froh, an diesem Tag den Marathon nicht ganz zu wandern, obgleich es nicht an der Landschaft lag.
Die Marathon-Wanderer setzten von hier ihren Weg fort, es ging durch die Ruppiner Schweiz mit seinem wundervollen „Zanderblick“ am Tornowsee, entlang des Molchowsees ging es bis nach Alt Ruppin und von hier am Ruppiner See entlang bis zur Fontane Therme nach Neuruppin. Gereizt hat mich die Strecke schon, aber die Hitze ließ mich vorsichtig sein.
„Es gibt nur ein Mittel sich wohlzufühlen: Man muß lernen, mit dem Gegebenen zufrieden zu sein und nicht immer das verlangen, was gerade feht.
Theodor Fontane
Fazit
Ein sehr gut organisierter und sympathischer Fontane-Wandermarathon liegt hinter uns. Es fehlte uns an nichts, es waren sehr freundliche Helfer an den Kontrollpunkten, es gab genug Wasser für alle. Das empfinden wir als sehr wichtig bei einem Event im Sommer. Danke an alle Helfer und an die Organisatoren.
Fontane-Wandermarathon 2024
Nach dem Erlebnis des Fontane-Wandermarathons 2023 haben wir uns für den im nächsten Jahr schon „angemeldet“. Zumindest ist Urlaub eingereicht und eine Unterkunft gebucht. Das hat uns wirklich Lust auf mehr Ruppiner Seenland gemacht.
Termin 2024: 14. September 2024
Start und Ziel: Gransee (Oberhavel)
Wir freuen uns drauf!
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