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[Werbung] Nach dem Tag in Kulmbach, an dem wir das Altstadtensemble, die Plassenburg und die Kommunbräu mit dem „Henker von Kulmbach“ erkundet haben, fanden nun endlich die 24h von Bayern statt. Von diesem tollen Event lest ihr in diesem Bericht.
Am Wandermarktplatz
Am Morgen des 16. Juni trafen alle Wanderbegeisterten auf dem Wandermarktplatz an der Dr.-Stammgerber-Halle ein. Monate zuvor hatten sich mehr als 1900 Extremwanderungs-Begeisterte angemeldet. Da nur 444 Wanderer dabei sein konnten, wurde eine Teilnahme ausgelost.
Jeder erhielt sein Startpaket mit Armbändchen, Gutscheinblock für die Verpflegung unterwegs, T-Shirt, Road-Book und einigen anderen Goodies.
Bap Koller, der Projekt-Leiter der Bayern Tourismus Marketing und Markus Franz, Geschäftsführer des Frankenwald Tourismus begrüßten aufs Herzlichste die Teilnehmer. Bestes Wetter hatten sie bestellt und nun schickten sie nach langer Vorbereitungsphase die Wanderer auf die Strecke.
Mit viel Trara starteten wir um 8:00 Uhr mit der Jugendkapelle am Wandermarktplatz. Der Weg führte uns zuerst mit Begleitung der Blasmusik auf die Plassenburg. Der Weg da hoch war schon richtig steil. Mit etwa 22% Steigung kann der sich echt sehen lassen, die Muskeln sind danach auf jeden Fall wach.
Die Erlebnisstationen
Insgesamt verteilten sich auf dem Weg 53 Erlebnisstationen. Auf einer Gesamtstrecke von rund 75 Kilometern heißt das, dass spätestens nach 2 Kilometern ein nächster Ort war, um sich in irgendeiner Art zu kräftigen. Zu Beginn gab es einen Edelstahlbecher mit Karabinerhaken – dieser konnte an allen Stationen mit Trink-Anbgebot gut genutzt werden.
Es gab Stationen mit Schnittchen, Smoothies, viel Bier (zum Glück ab und zu auch alkoholfrei), Müsli, Eis, Wurst, Schnaps, Kaffee, Obst, warme Erdäpfel und auch ein Rote-Bete-Zunderschwamm-Getränk. Das war sehr gewöhnungsbedürftig, aber ich dachte, dass es wohl nicht schlecht ist für den Elektrolyt-Haushalt.
Aber damit noch nicht genug. Mitmach-Stationen regten die Fantasie und den Körper an. Bogenschießen, ein Gemeinschaftskunstwerk aus Fäden, Skispaß und viele motivierende Menschen der verschiedendsten Vereine waren da.
Die Tagstrecke Markgrafen-Tour
Die Kilometer liefen sich leicht auf der Tagstrecke, alle 1,5 – 3 Kilometer war ein neuer motivierender und/oder verpflegender Stand da. Da kam ich überhaupt nicht auf die Idee, dass es in irgendeiner Art anstrengend sei. Die Stimmung unterwegs war blendend. An manchen Versorgungsstationen zu Beginn knubbelte es sich etwas, aber niemand beschwerte sich. Zumindest hab ich nichts vernommen. Meine beiden Mitwanderinnen und ich legten ein gutes Tempo an den Tag.
Beeindruckend waren die Darsteller der Naturbühne Trebgast, die jeden Wanderer, der es erst die Stufen, dann den Berg bis zur Naturbühne hinauf geschafft hatten, mit einem wahren Hexen-Geschrei begrüßten. Schon auf der Hälfte des Anstieges schafften es die verkleideten Frauen, die Anstrengung vergessen zu lassen – wir mussten jeder ein Stückchen Holz abgeben… Es war ein wahres Schauspiel. Wenn ihr noch ein bisschen Geduld habt, gibt es dazu bald noch ein Video…
Oben angekommen gab es dann Mittagessen, eine gute Gulaschsuppe, Joghurt und alkoholfreies Bier. Genau richtig.
Die 37,2 Kilometer der Tagstrecke hatten wir nach 9:15 Stunden (7:20 Stunden in Bewegung) gemeistert. Wir trafen am Wandermarktplatz ein und gönnten uns eine längere Pause. Es gab gutes Essen, wer wollte, konnte sich frisch machen und umziehen für die Nacht, kurz die Beine hoch legen oder anderes tun.
Zu Beginn konnte ich mir das nicht recht vorstellen, wie es sei, eine solche Pause zu haben, mit der Option, einfach nicht mehr los zu gehen. Für manch eine/n war das auch so. Sich zu motivieren, wenn die Füße oder Beine schon schmerzen, nochmal auf die gleich Streckenlänge zu gehen, war nicht leicht.
Aber ich ging wieder los. Eine der beiden Mitwanderinnen benötigte noch etwas länger Pause und blieb noch da. Da waren wir noch zu zweit.
Die Nachtstrecke Stadt-Land-Fluss
18:45 starteten wir. Es sollten nochmal 38 Kilometer werden, ich war arg entschlossen, das mit Stephanie zusammen zu packen. Wir hatten gut gegessen und die Füße etwas ausgeruht. Aber schon nach kurzer Zeit war mir klar: das wird mit uns beiden nichts.
Leider.
Stephanie hatte Knieprobleme und war sehr langsam. Ich kenne das gut. Erst im letzten Jahr musste ich Anita zurücklassen bei unserer 24-Stunden-Trophy in Wernigerode. Erinnert ihr euch? Das war so emotional damals…
Wir trafen unterwegs an einer Station den Biberberater, und nach etwa 5 Kilometern war klar: es geht allein weiter. Zum Glück gab es bei dieser Tour in gewissen Abständen Abholpunkte – einen solchen nutze Stephanie.
Da war ich also allein. Im Hellen war das auch soweit unproblematisch.
Meinen Beinen und Füßen ging es gut, ich hatte keinerlei Probleme zu vermelden.
Ich traf unterwegs einige Mitwanderer – sie wären gewiss auch mit mir zusammen den Rest gegangen, aber irgendwie wollte ich nicht. Ich heftete mich an ein Pärchen, das später im Dunklen etwa meine Geschwindigkeit ging. Immer ein paar Meter Abstand zu ihnen haltend. Warum weiß ich nicht, es war so.
Das gab mir aber die Sicherheit, dass wenn etwas wäre, jemand da ist. Allerdings waren ja immer noch die Stationen nicht weiter als 3 Kilometer auseinander – welch eine Wonne!
Es gab Waldstücke, da leuchtete beispielsweise das THW die Bäume an, damit es nicht zu gefährlich war. Das war eigentlich Kunst im Wald. Die Bergrettung sicherte eine sehr steile Passage mit Seilen und leuchtete sie aus. Im Wald-Kino der Bayrischen Saatsforsten sah ich einen Film, es wurden Wildkatzen gezeigt, mit einer Wildkamera aufgenommen. Super interessant.
Ja und irgendwie schaffte ich es. Der Kaffee-Stand kam nach etwa 33 Kilometern wie gerufen.
Die letzten Kilometer zogen sich wie Kaugummi, es ging immer am Weißen Main entlang. Aber auch das war irgendwann geschafft.
Nach knapp 10 Stunden erreichte ich den Wandermarktplatz.
Es war fast 4:45, somit hatte ich die etwa 75 Kilometer in 15:30 Stunden geschafft. Das war die Zeit in Bewegung. Mit Pausen war es natürlich länger. Gerade in der Nacht waren die Pausen doch etwas länger ausgefallen…
Anschauen könnt ihr euch die beiden Strecken auf komoot, ich habe sie mitgeschnitten.
Link Tagstrecke
Link Nachtstrecke
Empfangen wurde ich von den Kulmbacher Büttnern, die wohl an diesem Morgen in Kulmbach die meistfotografierten Menschen waren.
Für die ganz sportlichen Wanderer gab es im Übrigen noch Zusatz-Kilometer, auf der Tagesstrecke gab es die Flotte-Waldrunde (etwa 8km) und in der Nacht gab es die Plassenburg-Blick-Runde mit etwa 5km. Diese ließ ich aber aus, obgleich ich in der Zeit war. Zuviel wollte ich mir das doch nicht zumuten.
Fazit
Eine super organisierte und betreute Veranstaltung! Ich glaube, es gibt keinen Verein, der nicht vor Ort war und eine Station abgedeckt hat. Und alle waren mit Freude dabei.
Ein wirkliches Finale der Veranstaltungsreihe „24h von Bayern“.
Dass es diese nun nicht mehr geben wird, hat sicher einige Gründe, aber einer wurde nicht nur gesagt, sondern auch geschrieben: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
„Wir sagen Servus“, so steht es in dem Road-Book und der Text, der folgt, den schreib ich euch mal hier rein:
„Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Aus diesem Grund sind die 24 Stunden von Bayern 2018 auch die letzten 24 Stunden von Bayern. Hinter uns liegen 10 fantastische Veranstaltungen in allen Regionen Bayerns – jede ganz anders und jede ganz besonders.
Wir wollen uns an dieser Stelle bei allen Ausrichtern und Partnern herzlich bedanken, denn sie haben die Veranstaltung zu dem gemacht, was sie ist: das Wanderkultevent.
Ein Dankeschön von Herzen geht auch an euch – die Teilnehmer. Ihr habt uns mit eurer Begeisterung Jahr für Jahr großartige Momente geschenkt.! Wir hoffen, wir konnten euch von der Schönheit Bayerns und unserer Wanderkompetenz überzeugen und ihr wandert auch weiterhin quer durch alle bayrischen Regionen.
Euer 24 Stunden von Bayern Team“
Die 24 Stunden von Bayern haben Extremwanderungs-Geschichte geschrieben und ich bin sehr froh, es einmal, das letzte Mal miterlebt zu haben.
Lieben Dank für die Einladung, ich habe es sehr genossen!
Weiterführende Links
Blog-Eintrag auf dem powerwalkers-Blog
Beteiligte Vereine, Gruppen, Regionen und Einzelpersonen
Tagstrecke
- Jugendkapelle Kulmbach
- Musik Gruppe „Alleweyl“
- Mittwochswanderer
- by.TM
- Schützengesellschaft Kulmbach-Ziegelhütten e.V.
- Räuberland im Spessart-Mainland (24h Ausrichter 2015)
- Zum Rangabauern
- Reservisten & Marinekameradschaft
- Waldfreunde
- Tierheim Kulmbach
- Füssen (24h Ausrichter 2013)
- Kunstverein Kulmbach
- Pur Muesli
- Gesundheitsamt Kulmbach
- Sparkasse Kulmbach-Kronach
- Robert Hirschmann
- WAGNERS Hotel und Restaurant im Frankenwald
- Outdooractive
- Kulmbacher Büttner
- Darsteller der Naturbühne Trebgast
- Restaurant Theatergarten Trebgast
- Frankenwaldverein Kulmbach
- Arberland (24h Ausrichter 2010)
- Pfarrer Peter Ahrens
- Posaunenchor Trebgast
- Kevin’s Fun Food Factory
- AOK Kulmbach
- Bad Hindelang (24h Ausrichter 2017)
- Oberpfälzer Wald (24h Ausrichter 2009)
- Alpenwelt Karwendel (24h Ausrichter 2016)
- Naturfreunde Kulmbach
- Kulmbacher Stadtförsterin Carmen Hombach
- Frankenwald-Tourismus Service-Center
- Kohlenhofprinzessin Paula
- Deutsches Dampflokomotive-Museum
Nachtstrecke
- Cateringservice Ottinger
- Biberberater Alexander Kusche
- Landratsamt Kulmbach
- Kulmbacher Brauerei
- Klaus Albrecht
- Bier- und Burgenstraße e.V.
- Kronach leuchtet
- Kulmbacher Weideschweine
- Robin Schramm
- Frankenwald-Weiber KA
- Tus Lippertsgrün
- Bayrische Spielbank
- Bayrische Staatsforsten-Forstbetrieb Nordhalben
- Theater Baumann
- Bergwacht Kulmbach
- Streetfood Grisenbrock
- Erich Olbrich
- Hermann Müller
- Hans-Peter Skutnik
- Zunderschwamm GmbH
- Kulmbacher Ritterhaufn Vespertilio Arx
- Bayrisches Druidenfest By.TM
- Frankenwaldverein Wartenfels
- Michael Mirz
- Coffee-Bike Kulmbach
- Kulmbacher Kommunbräu
- Wanderfanclub Frankenwald
- Kulmbacher Büttner
- THW
- Bayrisches Rotes Kreuz
Etwas Erstaunliches zum Schluss
Das Team der Kirche in Trebgast hat jeden Wanderer ein Zettelchen ziehen lassen, verschiedene Sprüche standen darauf. Und was für einen Spruch ziehe ich: den Taufspruch meiner großen Tochter. „Gott hat seinen Engeln befohlen, dich zu beschützen, wohin du auch gehst.“ Toll oder?
Weitere Impressionen
Deklaration: Ich wurde von der Bayern Tourismus Marketing GmbH zu dieser Veranstaltung eingeladen. Dies ändert allerdings nicht meine Sichtweise, die Darstellung erfolgt frei von Einflüssen.
ich habe noch keine Veranstaltung gesehen, die derart motiviert und einen Wanderfreund trotz Schmerzen lächeln läßt…danke für die ganze Arbeit der Leute vor Ort und schade, das es das nicht mehr gibt…Hut ab an die Leistung der Wanderer
lg Kati
Liebe Claudia, vielen Dank für deinen tollen Bericht. Deine beschriebenen Eindrücke und Erfahrungen kann ich nur bestätigen. Ich war auch dabei, war ein super tolles und einmaliges Wanderevent.
Liebe Grüße
Horst
Liebe Claudia,
meinen allergrößten Respekt und einen herzlichen Glückwunsch zu dieser Mammut-Tour! Ich werde ganz wehleidig, nicht weil ich auch mal 24 h laufen möchte, sondern weil mir zurzeit die Füße so schmerzen, dass ich nur 14 km schaffe….
Alles Gute für weitere Touren! Hattest du im Anschluss Muskelkater?
LG
Aurora