Nach der Eröffnung des Nationalpark Hunsrück-Hochwald am Pfingstsamstag und -sonntag, gab es nun am Pfingstmontag die ersten Ranger-Touren. Es wurden 5 Touren mit Rangern angeboten ( die „Felsentour“ an der Wildenburg, eine „Inseltour“ in Thranenweier, die „Waldtour“ auf der Muhl, die „Ringtour am Keltendorf und die „Grenztour“ am Sauerbrunn) und am Nachmittag noch 5 Touren mit den Nationalparkführer/-innen (Im Reich der Wildkatze an der Wildenburg, eine Gesundheits-Schnupper-Wanderung am Erbeskopf, eine Wald-Wissens-Wanderung in Thranenweier, das Wahrnehmungs-Paradies Wald am Keltendorf und noch Nationalpark für alle am Sauerbrunnen).
Wir entschieden uns für für die Ringtour am Keltendorf, die Anfahrt war ca. eine Stunde von hier. Das Keltendorf Otzenhausen ist am südlichsten Zipfel des Nationalpark Hunsrück-Hochwald und liegt im Saarland.
Unsere Ranger waren an dem Tag Gabriel Wern und Patric Heintz.
Sie kommen fesch daher mit dem großen Krampenhut, den dunklen Hosen und grünen Jacken. Uns gefällt das Outfit richtig gut. Zusammen mit 2 anderen Rangern sind sie verantwortlich für ca. 2000 Hektar Nationalpark-Gebiet im Saarland. Insgesamt gibt es derzeit 17 Ranger, die im Nationalpark Hunsrück-Hochwald tätig sind. Im Dezember 2015 kommen noch einmal 8 hinzu.
Um Ranger zu werden muss man einen „grünen“ Beruf haben (z.B. Landwirt/-in, Gärtner/-in, Forstwirt/-in, Winzer/-in oder Pferdewirt/-in), 3 Jahre in diesem Beruf gearbeitet haben und dann eine 17-wöchige Ausbildung zum staatlich geprüften Natur- und Landschaftspfleger gemacht haben. Sie sind hauptberuflich beim Nationalparkamt angestellt und haben einen Bildungsauftrag, gehen beispielsweise mit Schulklassen in die Wälder und geben ihr Wissen weiter. Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz – das sind die zwei Hauptaufgabengebiete der Ranger.
Der erste Ranger war Harry Yount und er arbeitete ab 1880 im Yellow-Stone-Nationalpark in den USA. Das war der weltweit erste Nationalpark. Und genau auf diesen ging Gabriel Wern auch bei unserer kleinen Wanderung rund um den keltischen Ringwall ein. Er zeigte uns auf einer Karte, wie groß dieser Yellow-Stone-Nationalpark ist und wie klein im Gegensatz dazu unser Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist. Und er erklärte uns, warum es trotzdem sinnvoll ist, eine kleine Fläche als Nationalpark auszuweisen – nämlich weil wir hier sogenannte Trittsteinbiotope haben. Es gibt im Gegensatz zu den großen Nationalparks keinen Zaun um die einzelnen Schutzgebiete, die Tiere können von einem in den anderen Bereich wechseln. Deswegen lohnt es auch, kleine Gebiete zu schützen und für seltene Tierarten, wie die Wildkatze, den Luchs oder den Wolf attraktiv zu machen.
Das war nicht das einige Wissen, welches uns Gabriel Wern und Patric Heintz mitteilten. Sie sprudelten förmlich und man konnte ihnen anmerken: es macht ihnen Spaß, ihr Wissen zu teilen, das Gelernte anzuwenden und Fragen zu beantworten. Ein Zitat am Ende der Wanderung drückte genau dies aus, Gabriel Wern sagte nämlich voller Stolz: „Ich bin sehr froh, hier arbeiten zu dürfen!“ Und das nahmen ihm gewiss alle Mitwanderer ab.
Dauer: 0:46 Stunden (ohne Pausen)
Länge: 3,33 km
Höhenmeter überwunden: ↗ 140 m ↘ 150 m
Durchschnitt: 4 km/h
Nun aber zu unserer kleinen Wanderung. Wir gingen an diesem Tag zu dritt, denn Anita hatte Differenzen mit einem ihrer Füße, der wollte die steilen Passagen nicht – somit ließen wir sie am Parkplatz zurück. Zum Glück lag da ebenerdig die Talsperre Nonnweiler – ein Glück, denn da ließen sich auch super Fotos machen. Dazu aber in einem separaten Bericht von Anita mehr.
Nach ein paar Worten von den Rangern ging es dann auch wirklich bergan. Naja, für unsere Verhältnisse ein kurzer Anstieg, aber in einer Gruppe ist natürlich auf jeden zu achten.
Der Steilaufstieg Richtung keltischer Ringwall war relativ schnell geschafft, und immer wieder konnten Ranger Gabriel Wern und Patric Heintz uns interessante Sachen erzählen. Zum Beispiel zu den Kelten, zu denen auch die Gallier gehören – Patric Heintz lief zu Höchstform auf und erzählte über Gallier, Kelten und Römer. Währenddessen beschäftigte sich Gabriel Wern mit den Kindern und ließ sie Sauerklee kosten. Das kannten wir ja schon von unserem Herrn Jüngst, wie auch viele andere Sachen. Wir fühlten uns richtig gut gebildet :D
Zum Beispiel die Sache mit dem Totholz. Über 10.000 verschiedene Arten leben in einem Buchenwald mit Totholz. Dafür werden auch Buchen, die über 160 Jahre alt sind, abgeschnitten, um genau diese Artenvielfalt anzuziehen.
Allein an Käfern leben in einem solchen Gebiet ca. 1400 verschiedene und davon sind rund 800 auf der roten Liste. Ca. ein Viertel des weltweiten Buchenbestandes ist in Deutschland zu finden – und das auf nur 5% der Fläche Deutschlands. Und noch eine Zahl: 6% des deutschen Buchenbestandes ist über 160 Jahre alt. Diese Zahlen sagen uns ganz deutlich: es ist für die Artenvielfalt und die Umwelt enorm wichtig, den Buchenbestand zu erhalten und vermehren.
Nun aber wieder zum Ringwall. Dieser war nämlich super imposant. Wir gingen auf ihn hinauf, das Wetter wurde nicht besser, aber egal. Der Hunenring ist jetzt nur noch 10 Meter hoch und 40 Meter breit, früher war er bis zu 25 Meter hoch. Wahnsinn. Es war die größte keltische Festungsanlage Europas. Soweit das Auge reichte – Steine.
Am Fuße des Walls – quasi innerhalb der früheren Siedlung stehen Holzskulpturen, es ist der keltische Skulpturenweg Cerda & Celtoi. Er führt vom keltischen Ringwall bis zur europäischen Akademie in Otzenhausen. 18 Figuren stehen dort und begleiten die Wanderer.
Wir gingen vorbei an den Grundmauern des Römischen Tempelchens. Nur 2,70 Meter mal 2,15 Meter groß wurden hier vermutlich die Jagdgöttern verehrt, da in näherer Umgebung auch Speer- und Lanzenspitzen gefunden wurden.
Eine kurze Zeit später, nach dem Steilabstieg bot sich uns ein wunderbares Bild auf die Talsperre Nonnweiler.
Vor unseren Füßen lagen viele Steine und einige Türme passten wunderbar ins Bild und boten den Fotografen ein tolles Foto-Objekt. Weiter ging es dann schon zurück Richtung Startpunkt. Ranger Gabriel Wern bat alle auf den letzten Metern darum, einmal nach den vielen Unterhaltungen unterwegs, nun einmal ohne Worte und mit offenen Ohren bis zum Waldausgang zu gehen. Wir hörten genau hin, aber viel mehr als den Regen auf den Blättern konnten wir nicht vernehmen. Hier und da zwitscherte es, ohne Regen hört man gewiss viel viel mehr :-)
Am Ende unserer Ranger-Tour fragten die beiden Ranger nach Verbesserungsvorschlägen, einige wurden hervorgebracht, unter anderem wurden bessere Ausschilderungen des Startpunkts gewünscht, die Länge der Tour sollte mit beschrieben werden im Programmheft und Eva-Maria bemerkte trefflich: sie könnte etwas länger sein. :-)
Das war natürlich ganz in meinem Sinn.
Fazit: Eine Wanderung mit den Rangern ist ein tolles Erlebnis, denn sie haben ein großes Wissen und können dies auch gut rüberbringen. Sie sind mit dem Herz dabei, gehen auf die Gruppe ein und beachten auch die Kleinen. Sie sind ja auch die zukünftigen (vielleicht) Ranger – und diejenigen, die die Früchte in 30 oder mehr Jahren ernten, denn diese zahl hört man immer wieder. In 30 Jahren soll der Nationalpark Hunsrück-Hochwald so sein, wie er „geplant“ wurde. Die Moore sollen wieder da sein und die Buchenwälder sollen wieder größer sein.
Eine Ranger-Tour im Nationalpark Hunsrück-Hochwald: eine klare Empfehlung!
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